Gespräche zwischen USA und China erneut aufgenommen

Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 21.01.2018

Unternehmen leiden unter Importzöllen

Erst vor kurzen passierte etwas, dass bei Donald Trump besonders starke Freude auslöste. Es stellte sich heraus, dass die chinesische Wirtschaft stark unter den Importzöllen leidet, Donald Trump twitterte darauf hin: „Wir gewinnen, aber wir müssen stark sein.“ Das war im August 2018.

Ein halbes Jahr später hält man sich in Amerika jedoch deutlich zurück. Das liegt vor allem daran, dass die Verhandlungen im Handelsstreit wieder aufgenommen wurden und beiden Länder konstruktiv an dem Thema mitarbeiten. „Die Gespräche mit China laufen sehr gut“, so Donald Trump.

Dass es plötzlich so friedlich geht, dürfte wohl an einem Ereignis liegen, welches sich erst kürzlich in Amerika abgespielt hat: Apple musste seine Umsatzprognosen aufgrund des rückläufigen iPhone-Absatzes nach untern korrigieren, wodurch die Börse nun um ihre Zukunft bangt. „Apple hat die Märkte mit seiner China-Warnung erschüttert. Wer wird der Nächste sein?“, fragte das „Wall Street Journal“ beunruhigt.

China-Geschäft läuft für viele Unternehmen schlecht

Eine ganze Reihe an US-Unternehmen hat in den vergangenen Monaten und Wochen Alarm, bezüglich ihres China-Geschäfts, geschlagen. So warnte beispielsweise Barbie-Produzent Mattel davor, dass „wir eine Verlangsamung in unserem China-Geschäft sehen“. Die Verluste konnten lediglich durch einen überraschend guten Absatz auf dem US-Markt ausgeglichen werden. Der Schmuckhersteller Tiffany leidet vor allem unter dem sinkenden Konsum chinesischer Touristen in Amerika und Hongkong. Dadurch kam es im dritten Quartal zu einem enttäuschenden Ergebnis. Und auch die Lebensmittelindustrie ist betroffen. Die kalifornische Weinindustrie hatte mit einem Rückgang der China-Exporte von 15 Prozent zu kämpfen und das nur in den ersten zehn Monaten des vergangenen Jahres.

Auch wenn dies bloß Einzelmeldungen sind, so geben sie doch einen guten Blick darauf, wie die Investoren sich fühlen müssen. So hat zum Beispiel die Investmentbank Barclays ihre Prognose nun von 17 auf 16 gesenkt. Der Grund dafür: Die schlechten Aussichten für die Weltwirtschaft und der Abschwächung von China. Und auch der IWF hat seine Wachstumsprognose für 2019 von 6,4 auf 6,2 heruntergestuft – die niedrigste Rate seit Beginn der Neunzigerjahre.

Konsumlust schwindet

Doch Trump ist nicht allein schuld an der Situation, auch wenn der IWF die „negativen Folgen der jüngsten Zoll-Aktionen“ nennt. Den die Probleme in Peking sind größtenteils selbstverschuldet beispielsweise durch die enormen Schulden der Unternehmen. Durch die Strafzölle wird die Wirtschaft jedoch zusätzlich belastet, wodurch nicht nur die Laune der Börsianer sondern auch die Laune der Verbraucher verschlechtert wird. Der chinesische Einzelhandel musste daher mit einem so niedrigen Umsatzanstieg leben wie schon seit 15 Jahren nicht mehr.

Auch viele US-Konzerne sind von der plötzlichen Kaufunlust betroffen, auch wenn deren Auswirkungen durch den riesigen Binnenmarkt kaum spürbar sind. Über acht Prozent ihrer Waren und Dienstleistungen exportieren die Amerikaner nach China. Die Zahl dieser Exporte ist in den vergangenen 19 Jahren um ganze 530 Prozent angestiegen.

Während Donald Trump noch dabei ist Krieg gegen China zu führen, so ist aus der Fabrik der Welt mittlerweile ein Kaufhaus der Welt geworden. Und damit freut sich Trump über seinen ersten Erfolg: Chinas Exporte sind im Dezember um 3,5 Prozent gesunken, die Importe sogar um 35,8 Prozent. Daraus resultiert in China aktuell der höchste bilaterale Überschuss seit Beginn des Jahres 2016.

Vor allem Tech-Branche ist betroffen

Apple wird bei weitem nicht das einzige Unternehmen bleiben, dass unter dem „China-Blues“ leidet. Stephanie Link von der Investmentgesellschaft Nuveen prognostiziert: „Da wird noch mehr kommen“. Bislang hat erst eine Handvoll Unternehmen ihre Quartalsergebnisse veröffentlicht. Trotzdem haben die Analysten bereits damit begonnen besonders schwache Kandidaten herauszufiltern, die wie Apple auch, einen Großteil ihrer Umsätze auf dem asiatischen Markt generieren. Vor allem Konzerne wie Intel, Qualcomm oder Texas Instruments stehen unter besonderer Beobachtung.

In der Vergangenheit hatten viele Unternehmen aufgrund eines extremen Aufstiegs in China investiert. GM verkauft auf dem chinesischen Markt beispielsweise mehr Autos als in Nordamerika. Und auch Starbucks ist in China mit seinen 3600 Standorten sehr erfolgreich und könnte schon in Kürze zum stärksten Markt der Kaffeekette werden. Aufgrund dieser Prognose wurde jedoch die Aktienempfehlung von Starbucks von Goldman Sachs herabgestuft. Das amerikanische Flugzeugunternehmen Boeing hingegen rechnet damit, dass China rund 8000 Jets bis zum Jahr 2036 ordern wird und dabei rund eine Billion Dollar investiert.
Inwieweit diese Prognosen tatsächlich eingehalten werden können, muss sich mit der Zeit zeigen. Ähnlich wie Apple dürften auch andere Konzerne versuchen, ihre schlechten Zahlen auf die Konjunkturentwicklung zu schieben.

Trump beunruhigt

Andere Unternehmen, wie beispielsweise Ford, hatten auch schon mit Problemen auf dem chinesischen Markt zu kämpfen bevor es zu Unstimmigkeiten in der Wirtschaft kam. Andere wiederum zeigen, dass man trotz allem erfolgreich sein kann. Der Sportschuhersteller Nike steigerte seinen Umsatz im letzten Quartal noch einmal um ganze 26 Prozent.

Das Weiße Haus setzt derweil auf Vorwärtsverteidigung. „Es wird nicht nur Apple sein“, so Kevin Hassett, Chefökonom: „Verdammt viele US-Unternehmen, die in China verkaufen, werden im nächsten Jahr erleben, dass ihre Umsatzerwartungen herabgestuft werden, bis wir einen Deal mit China hinkriegen.“ Seiner Meinung nach würden sich die Umsätze im Anschluss schon wieder von allein in den Normalbereich schaukeln.

Donald Trump persönlich scheint jedoch nicht allzu entspannt zu sein. Während er im Herbst nur „über Zölle, Zölle, Zölle geredet“ hatte, fing er nun plötzlich an den „großartigen Deal“ in den Himmel zu loben.