Güterhandel erholt sich schneller als 2008/09 nach der Finanzkrise

Autor: Thomas Wandler
Datum: 07.09.2020

„Der Welthandel scheint heute deutlich robuster zu reagieren“

Vergleicht man die Corona-Krise mit der Finanzkrise 2008/09, erfährt der Güterhandel eine deutlich bessere Erholung. Nachdem der Markt rasant eingebrochen war, ist nun eine V-förmige Erholung zu erkennen. Diese Erkenntnis lieferte das Kieler Institut für Weltwirtschaft. Dasselbe Ergebnis gilt auch für den Handel der Eurozone.

Im Juni wurde ein nur neun Prozent geringerer Wert verglichen zum Februar im weltweiten Güterhandel festgestellt. Bisher war dieser zwischen Februar und April 2020 um 15 Prozent gesunken. Anhand neuester Handelsdaten konnten Gabriel Felbermayr vom Kieler Institut für Weltwirtschaft und Vincent Stamer von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel feststellen, dass die Erholung somit in der derzeitigen Krise schneller passiert als nach der Lehman-Brothers-Pleite. Zu der Zeit konnte erst acht Monate später eine Erholung verzeichnet werden. Außerdem wurde erst nach 13 Monate das Vorkrisenniveau wieder erreicht, was in der Corona-Krise nach zwei Monaten bereits geschah. „Der Welthandel scheint heute deutlich robuster zu reagieren“, betont IfW-Präsident Gabriel Felbermayr.

Schifffahrtsaktivitäten als Beleg

Die Werte für die Eurozone sind vergleichbar mit denen des weltweiten Handels. Das Handelsgeschäft in den Eurozonen-Ländern verringerte sich zwischen Februar und März um 23 Prozent. Gravierender als im weltweiten Bereich und die Zeit nach der Lehman-Brothers-Pleite. Im Juni 2020 konnte dann ein Niveau festgestellt werden, daser nur noch 10 Prozent, unter dem vom Februar liegt. Felbermayr erklärt: „Auch hier deutet sich also im Kontrast zur Krise 2008/09 eine V-förmige Entwicklung der Handelsmengen an.“

Die Werte werden ebenfalls durch die Entwicklung der Schifffahrtsaktivitäten in wichtigen Regionen belegt. Dabei wird die Gesamtkapazität der Containerschiffe betrachtet. Das Schiffsaufkommen konnte sich in Amerika, Asien sowie Europa normalisieren. Asien erreichte sogar einen höheren Wert im Juli als geplant war. Zuvor war ein Wachstum von sieben Prozent im Gegensatz zum Vormonat angedacht. Nicht nur die Menge normalisiert sich, auch der Wert der Güter stabilisiert sich wieder. Felbermayr appelliert: „Die Erholung des Welthandels schreitet voran. Die heutige Lage ist deutlich besser als in der Krise 2008/09.“