Investitionsbereitschaft im Mittelstand sehr gering

Autor: Marcus Schilling
Datum: 02.12.2021

Hohes Alter der Inhaber der Grund für sinkende Investitionsneigung

KfW Research stellte in einer aktuellen Studie fest, dass die Investitionsbereitschaft im Mittelstand gering ist. Der Grund dafür sei das hohe Alter der Unternehmer. Jeder zweite mittelständische Unternehmer ist über 55 Jahre alt, und laut der Studie lässt die Investitionsbereitschaft mit zunehmendem Alter nach.

Investitionsschwäche des Mittelstands

Seit vielen Jahren halten sich die deutschen Unternehmen mit Investitionen zurück, insbesondere der Mittelstand. Durch die Coronapandemie wurde die Investitionsschwäche der mittelständischen Unternehmen stärker deutlich. Laut dem KfW-Mittelstandspanel sind die Neuinvestitionen des Mittelstands im Jahr 2020 um sieben Prozent auf 173 Milliarden Euro gesunken. Zudem lag der Investitionsanteil des Mittelstands im deutschen Unternehmenssektor im Jahr 2020 nur bei 42 Prozent.

Ältere Unternehmensinhaber wollen nicht investieren

Die zwei wichtigsten Faktoren, die bei Investitionsentscheidungen einbezogen werden, sind erstens die vorhandenen finanziellen Mittel und zweitens die Erfahrungswerte des Unternehmensinhaber. Die Bereitwilligkeit zu investieren ist sehr schwach, wenn keine hohen Umsatz- und Gewinnerwartungen bestehen und das Unternehmen nicht ausreichend Eigenmittel besitzt.

Außerdem hängt die Investitionsbereitschaft sehr stark von der Person des Inhabers ab. Wie KfW Research ermittelte, sinkt die Neigung zu investieren erheblich, wenn der Inhaber bereits ein hohes Alter erreicht hat. Aus Inhabersicht lohnt sich so eine finanzielle Verpflichtung schon allein wegen der langen Amortisationszeit nicht.

Jüngere Inhaber unter 40 Jahren gehen Investitionen im langjährigen Zeitraum (2004 bis 2020) etwa zu 57 Prozent ein. Im Vergleich dazu liegt der Anteil bei älteren Inhabern (über 60 Jahren) nur bei 36 Prozent.

Investitionsbereitschaft sinkt bei Übergabe oder Verkauf in naher Zukunft

Derzeit liegt das Durchschnittsalter eines Inhabers im Mittelstand bei 52,8 Jahren. Im Jahr 2002 waren nur 20 Prozent der Inhaber 55 Jahre oder älter. Aber heute liegt der Anteil bei 50 Prozent, was bedeutet, dass mittlerweile jeder zweite Inhaber zu den Senioren zählt.

Ein zusätzlicher Aspekt, der die Investitionsneigung belastet, ist die Unternehmensnachfolge. Je näher die geplante Übergabe bzw. der Verkauf rückt, desto weniger Investitionsprojekte werden umgesetzt. Die Investitionsbereitschaft liegt im Durchschnitt bei ungefähr 41 Prozent, wenn die Nachfolge in den nächsten fünf Jahren bevorsteht. Dieser Wert steigt auf 56 Prozent, wenn die Nachfolge mehr als fünf Jahre in der Zukunft liegt.

Fortbestand wichtiger als Expansion

Fehlende Motivation, das Unternehmen auszubauen ist auch ein häufiger Grund, warum kleinere und mittlere Unternehmen wenig investieren. Mittelständische Unternehmen halten oft noch an lokal verankerten Geschäftsmodellen fest und ziehen den vermeintlich sicheren Fortbestand des Unternehmens der Expansion vor.