Künstliche Intelligenz im Mittelstand
Autor: Sebastian Thelen
Datum: 25.04.2018
Smartfactory zeigt Möglichkeiten auf Hannover Messe
Die Verbraucher wünschen sich immer individuellere Produkte in kürzerer Zeit. Um diesem Wunsch gerecht werden zu können, müssen Unternehmen ihre Produktionsanlagen mit hoch entwickelter Automatisierungstechnik nachrüsten. Allerdings ist es hoch kompliziert diese Systeme zu bedienen und vielen Unternehmen fehlen die nötigen Qualifizierungen.
„Produktion muss demnächst individueller werden und sie muss damit näher an den Verbraucher herankommen. Und das geht nur, indem wir eine entsprechend hoch flexible Automatisierungstechnik bieten, die eben die Flexibilität bietet – aber eben auch zu annehmbaren Produkt- und Produktionskosten.“, so Detlef Zühlke, Vorstandsvorsitzender der Smartfactory Kaiserslautern.
Die Smartfactory verbindet die Forscher des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz mit Industrieunternehmen. An den Beispielen Bosch, SAP und TÜV Süd, zeigt Zühlke auf der Hannover Messe, wie Anlagen für die digitale Ära aufbereitet werden können.
„Über die Jahre, die wir jetzt hier stehen, haben wir immer wieder gemeinsam an neuen Technologien gearbeitet mit dem Ziel, dass das, was wir mal erreichen wollen – so quasi die Legosteine, die wir zusammensetzen – dass das in der Praxis funktioniert und zu Produkten wird.“
Dabei werden Daten automatisch in kleinen Einheiten erfasst. Daraus lernt die künstliche Intelligenz und übersetzt dieses Gelernte wieder in präzise Arbeitsschritte. Mithilfe dieser smarten „Legosteine“ ist es möglich, auch herkömmliche Produktionsanlagen immer wieder flexibel an aktuelle Bedürfnisse anzupassen, beispielsweise auch mit dem Einsatz von Datenbrillen. Dadurch könnten Anlagen personal-, zeit- und kostensparend überwacht, gewartet und gesteuert werden.
„Demnächst werden Menschen und Maschinen enger zusammen arbeiten. Das heißt aber auch, dass der Mensch die Maschinen verstehen muss, wie sie sich verhalten – auch entsprechend beeinflussen können muss.“ Genau an dieser Stelle liegt die Problematik bei der Nachrüstung: Bislang ist die Bedienung der Systeme sehr kompliziert und muss für einen reibungslosen Ablauf dringend vereinfacht werden. Zudem mangelt es an Fachkräften.
Gefährden Roboter die Arbeitsplätze?
Außerdem macht sich die Frage breit, was die Roboter mit den Arbeitsplätzen machen. Werden diese eher vernichtet oder geschaffen? „Wir werden nach wie vor sehen, dass immer noch der Mensch derjenige ist, der die Dinge bestimmt, da brauchen wir in den nächsten 20, 30 Jahre keinerlei Ängste zu haben. Die Technik wird den Menschen nicht ersetzen beziehungsweise übergehen.“
Auch Thilo Brodtmann, Hauptgeschäftsführer des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbauer, sieht die Situation ähnlich wie Zühlkes: „Die Zahl der Jobs wird nicht kleiner werden dadurch, dazu haben wir genug Empirie über die Geschichte der Automatisierungstechnik – dort gibt es eine einfache Faustformel: Je mehr Roboter in einem Land sind, desto mehr Beschäftigte werden neu eingestellt, das korreliert also positiv. Insofern kommt es darauf an, dass die Menschen mitgenommen werden und so qualifiziert werden, dass sie die neuen Tasks wahrnehmen können – und die Automatisierung, die KI und die Roboter sich konzentrieren darauf, was sie besser können. Letztendlich stehen unterm Strich mehr Jobchancen.“
„Was die Digitalisierungsbremsblöcke angeht, schau ich im Moment mit einer gewissen Sorge darauf, dass die Politik es schafft, den Breitband-Ausbau hinzukriegen. Weil wir viele hidden champions in der Provinz haben – wo noch keiner mit einem Glasfaserkabel vorbei gekommen ist, aber das dringend sollte.“
Und auch für Zühlke ist der Netzausbau von hoher Bedeutung.
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