Onlinebasierter Lebensmittelhandel bietet in Deutschland noch großes Potenzial
Autor: Mario Schmitdgen
Datum: 02.08.2017
Forscher rechnen mit Anstieg des Marktanteils des Online-Lebensmittelkaufes
Seit Mai 2017 testet Amazon in einzelnen Bezirken in Berlin und Potsdam die Auslieferung von Lebensmitteln mit AmazonFresh. Nun wird der Service auch in Hamburg getestet, während München im Laufe des Jahres noch folgen wird. Die möglichen Folgen von AmazonFresh auf den Logistik- und Einzelhandelsmarkt sowie Investitionsstrategien wurden nun vom internationalen Immobilien-Investmanager Savills Investment Management, untersucht. Andreas Trumpp MRICS, Head of Research Deutschland bei Savills IM, erläutert: „Der onlinebasierte Lebensmittelhandel bietet in Deutschland noch großes Potenzial. Während der Marktanteil des Onlinehandels in Europa insgesamt eine rasante Wachstumsdynamik aufweist und mittlerweile knapp zehn Prozent der Einzelhandelsumsätze ausmacht, konnte sich das Onlineshopping von Lebensmitteln in Deutschland bislang noch nicht durchsetzen. Laut HDE werden derzeit nicht einmal ein Prozent der Lebensmittel in Deutschland online eingekauft. Da sind andere Länder wie beispielsweise Großbritannien schon deutlich weiter.“
Die Gründe für eine verhaltene Nutzung des onlinebasierten Lebensmitteleinkaufs in Deutschland sind die hohe Dichte im Lebensmitteleinzelhandel und die Vielfalt von Premiumanbietern bis hin zu Discountern. Barrieren für den Online-Kauf sind die engen Margen am deutschen Lebensmittelmarkt und das Bedürfnis der deutschen Konsumenten, die Lebensmittel vor dem Kauf sehen und anfassen zu können. Auch Lieferkosten wollen vermieden werden. Verschiedene Forschungs- und Beratungsunternehmen rechnen dennoch bis 2025 mit einem Anstieg des Marktanteils des Online-Lebensmittelhandels auf etwa 5 Prozent des Gesamtmarktes und einem Umsatz von sechs bis acht Milliarden Euro. Bis zu 1.700 Supermärkte könnten bundesweit durch diese Entwicklung überflüssig werden.
„Unserer Einschätzung nach bleiben umsatzstarke Fachmarktzentren mit Ankermietern aus dem Lebensmittelbereich eine gute Investitionsmöglichkeit, da sie von der zunehmenden Preissensibilität sowohl auf Seiten von Mietern als auch Verbrauchern profitieren. Zudem können Fachmarktzentren als Abholstationen für Click & Collect-Bestellungen genutzt werden. Investoren müssen aber mehr denn je Faktoren wie die lokale Konkurrenz, die Verfügbarkeit von Grundstücken und die Mieterbonität berücksichtigen“, sagt Trumpp.
Ein Vorteil entsteht jedoch durch die zunehmenden Onlinehandelsanteile für die Paket- und Logistikdienstleister. Sie können von der zunehmenden Nachfrage profitieren. Es wird davon ausgegangen, dass es europaweit bis 2020 einen zusätzlichen Bedarf an Logistikflächen von rund 15 Millionen Quadratmetern geben wird. 10 Millionen Quadratmeter davon alleine in den etablierten Märkten Westeuropas. Daniel Hohenthanner MRICS, Fondsmanager des Logistikfonds bei Savills IM erläutert: „Durch die Entwicklung im onlinebasierten Lebensmittelhandel entstehen neue Herausforderungen für die Logistikbranche. Die extrem kurzen Lieferfristen noch am selben Tag erfordern urbane Lagerflächen und innovative Zustelldienste der letzten Meile. Die hohen Bodenpreise und die geringe Verfügbarkeit innerstädtischer Flächen werden dazu führen, dass in Deutschland künftig auch mehrstöckige Logistikimmobilien errichtet werden, wie beispielsweise in Asien bereits üblich – das erste zweigeschossige Logistikobjekt wurde aktuell in München fertiggestellt. Auch eine Anmietung von Lagerflächen in Büroobjekten, wie durch Amazon in der bayerischen Hauptstadt erfolgt, stellen kreative Lösungen angesichts der Flächenknappheit im Logistikbereich dar. Dies eröffnet neue, spannende Investmentmöglichkeiten für Investoren.“
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