Stark gestiegene Gaspreise

Autor: Thomas Wandler
Datum: 23.09.2021

Negative Auswirkungen auch für die Industrie

Vor weiteren Steigerungen der Erdgaspreise und Versorgungsengpässen wird aktuell von Experten gewarnt. Darüber berichten in dieser Woche diverse europäische Medien, unter anderem der Spiegel und die Financial Times in ihren Online-Ausgaben sowie Tagesschau.de.

Hohe Preise schon vor dem Winter

Bei den Großhandelspreisen für Erdgas ist seit Monaten ein zunehmender Anstieg zu verzeichnen, wie aus einem aktuellen Spiegel-Artikel hervorgeht. Ähnliches teilte am 15. September das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle mit. Demnach ist zwischen Januar und Juli 2021 der durchschnittliche Grenzübergangspreis pro Terajoule Erdgas gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 48,5 Prozent gestiegen. Der Grenzübergangspreis zeigt laut dem Bundesamt den Preis des Erdgases an der deutschen Grenze.

Die Financial Times schrieb am 19. September, dass sich die europäischen Benchmark-Gaspreise in diesem Jahr bereits verdreifacht hätten, noch bevor die Nachfragespitzen im Winter auftreten. Auch das Handelsblatt spricht dieser Tage davon, dass die Gaspreise schon vor dem Winter auf ein neues Rekordhoch steigen.

Weiterer Anstieg erwartet

Ein Ende dieser Entwicklung sei nicht in Sicht, schreibt das Handelsblatt weiter in seinem Artikel vom 21. September. Auch die Financial Times gibt sich zurückhaltend hinsichtlich eines positiven Ausblicks.

So bezieht sich die britische Tageszeitung beispielsweise auf eine Aussage des norwegischen Unternehmens Equinor, einem der größten Gaslieferanten Europas. Demnach erklärte Equinor, dass die hohen Energiepreise bis weit ins Jahr 2022 anhalten könnten. Gleichzeitig warnte der Gaslieferant vor möglichen Preisspitzen.

Auch zeigen die Medien derzeit die möglichen Auswirkungen hoher Energiepreise auf die Inflation auf. Hierzu zitiert die Financial Times Daniel Kral, Ökonom bei Oxford Economics, einer Gesellschaft für globale Vorhersagen und quantitative Analysen. So äußerte Kral, dass steigende Energiepreise zu einer Beschleunigung der Inflation in der Eurozone führen werden.

Auf die Belastungen für der Industrie macht das Handelsblatt aufmerksam. Erdgas sei für viele Unternehmen, insbesondere für die Chemieindustrie als Rohstoff und Brennstoff von essenzieller Bedeutung. Folglich habe ein hohes Preisniveau große Auswirkungen auf die Produktionskosten.

Verschiedene Gründe

Für die hohen Gaspreise werden allgemein verschiedene Ursachen genannt. So verweisen etwa Tageschau.de und der Spiegel unter anderem darauf, dass die Gasspeicher in Europa nach dem vergleichsweise kalten Winter 2020/21 noch nicht wieder ganz aufgefüllt seien.

Der Beurteilung der Financial Times nach reichen die Gründe für den Preisanstieg von niedrigen europäischen Energievorräten und US-Stürmen, die die texanischen Gasexporte einschränkten, bis hin zu einer wieder anziehenden Nachfrage im Zuge der Wiederbelebung der Wirtschaft. Auch gebe es Auswirkungen durch die Klimapolitik, die versucht, den steigenden Kohlenstoffpreis zur Erreichung ihrer Ziele mit einzubeziehen.