Studie: Branchenrisiken nehmen für 2016 zu

Autor: Christian Fischer
Datum: 18.03.2016

„Manager müssen in den kommenden Monaten einen kühlen Kopf bewahren“

Unter dem Namen „Let the Sector Games begin“ veröffentlichte der Kreditversicherer Euler Hermes eine aktuelle Studie zum Thema Branchenrisiken. Zahlreiche Unternehmen müssen sich auf ein anspruchsvoller gewordenes Risikoumfeld einstellen. Jede vierte Branche agiert auf einem risikoreichen Terrain, so das Ergebnis der Studie. „Manager müssen in den kommenden Monaten einen kühlen Kopf bewahren“, äußerte sich Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe, mit Blick auf die Volatilität an den Finanzmärkten, steigende Geschäftsrisiken, wachsende Insolvenzzahlen und einer vielerorts sinkenden Zahlungsmoral. Die international durchgeführte Studie weist den höchsten Anstieg für das Jahresende 2015 in Lateinamerika, den Golfstaaten und Russland auf. Europa schneidet als einzige Weltregion der Studie mit einer leichten Verbesserung ab.

In der Studie untersucht Euler Hermes 18 Wirtschaftszweige in 72 Ländern und ermittelte diesbezüglich fünf makroökonomische Herausforderungen, denen sich Unternehmen nun stellen müssen. „Die Widerstandsfähigkeit gegenüber langfristig niedrigen Rohstoffpreisen ist dabei ebenso wichtig wie die Genauigkeit bei der Auswahl von Zielmärkten“, so der CEO des DACH-Region bei Euler Hermes, Ron van het Hof, angesichts der spürbaren Schwierigkeiten in China, Brasilien und Russland. Die dabei steigende Verschuldung mache finanzielle Stärke und eine Absicherung gegen Forderungsausfälle erforderlich. Auch die Schnelligkeit der Umsetzung von Maßnahmen, um Marktschwankungen abfangen zu können, spielen eine enorme Rolle. Abschließend sei noch Agilität gefordert, damit Unternehmen sich gegen die Welle von Unternehmensaufkäufen und Fusionen sowie steigenden Preisdruck durchsetzen können.

Euler Hermes fasst die fünf makroökonomische Herausforderungen zusammen:

1. Lang anhaltend niedrige Rohstoffpreise
Der Kreditversicherer prognostiziert, dass es zu einer Abschwächung der ölbezogenen Investitionstätigkeiten um rund 25 % aufgrund des niedrigen Ölpreises kommen wird. Dies würde dazu führen, dass Anlagen- & Maschinenbauer sich starkem Druck aussetzen müssen. Im Gegensatz dazu geht die Transportbranche als großer Gewinner hervor. Rohstoffe wie beispielsweise Eisenerz werden laut Euler Hermes voraussichtlich ein weiteren Preisverfallen erleben, der die Metallbranche weiterhin beeinträchtigen werde.

2. Turbulenzen in den Schwellenländern
Aufstrebende Volkswirtschaften der Schwellenländer, insbesondere Afrika, Lateinamerika und der Nahost, haben nach Ansicht des Kreditversicherer im Jahr 2015 eine beispiellose Anzahl von Herabstufungen bei der Kreditrating erlebt. Vor allem müsse Brasilien sich auf ein höheres Risiko von Zahlungsausfällen einstellen. Die Hochstufungen in Westeuropa wirken sich allerdings mildernd auf die weltweiten Risikoprofile aus.

3. Verschuldung, Forderungslaufzeiten und Ausfallrisiken
Eine zeitliche Verlängerung zwischen Rechnungslegung und Begleichung einer Forderung hat sich laut der Studie weltweit ergeben. So habe sich die Forderungslaufzeit für das Jahr 2015 in China auf 81 Tage verschlechtert. Dies hat zur Folge, dass die Gefahr eine Insolvenz um 20 % gestiegen sei. Auch die Verschuldungsquoten sehen die Experten auf einem besorgniserregenden hohen Niveau, selbst wenn man sie um die vorhandenen liquiden Mittel bereinigt. Die tatsächliche Verschuldungsquoten liege beispielweise in der Metallbranche bei 108 % um im Maschinen- und Anlagenbau bei 92 %.

4. Volatilität, Marktschwankungen, Digitalisierung, neue Geschäftsmodelle
Laut Euler Hermes bleibt die zyklische Investitionstätigkeit angesichts der großen Volatilität und den Unsicherheiten in den einzelnen Ländern verhalten. Gleichzeitig lauere das Risiko der „Digital Disruption“, der Unterwanderung des Geschäftsmodells eines Unternehmens durch neue Technik und ein neues Geschäftsmodell. Dabei ergibt sich eine Gefahr in den folgenden der Aspekten: Distanz zum Kunden, ein Ausstieg aus Forschung und Entwicklung und die Abhängigkeit von Infrastruktur im weltweiten Branchenvergleich.

5. Anhaltende Welle von Fusionen und Zukäufen
Laut Euler Hermes schwinden 2016 die Spielräume, um organisch zu wachsen. Aufgrund dessen suchen Unternehmen den Weg zu Fusionen und Zukäufen, deren Volumen für das Jahr 2016 erneut über vier Milliarden US-Dollar hoch sein soll. Dies und eine 10 Prozent höher erwartete Anzahl an Transaktionen ergebe sich vor allem aus einer hohen Aktivität in der Chemie-, Pharma- und Technologiebranche. 2015 hätten grenzüberschreitende Transaktionen durch asiatische Unternehmen, die Europa ins Visier genommen haben, bereits zu einem besonders dynamischen Wachstum um 17 Prozent geführt.