Studie: Ernährungsindustrie verzeichnet Umsatzrückgang für 2015
Autor: Marc Kloepfel
Datum: 21.03.2016
Branche muss sich einem Strukturwandel unterziehen
Die Bilanz der Ernährungsindustrie fällt für das Jahr 2015 ernüchternd aus, so das Ergebnis einer aktuell durchgeführten Studie der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) in Zusammenarbeit mit dem Beratungsunternehmen Ebner Stolz Management Consultants. Die Branche muss einen Umsatzrückgang von 2 % hinnehmen und stellte das schlechteste Ergebnis der letzten vier Jahre da. Die unter dem Namen „Wetterwechsel. Steigender Ertragsdruck in der Ernährungsindustrie – Herausforderungen und Strategien“ veröffentlichte Untersuchung stellt aktuelle Ergebnisse, konkrete Herausforderungen und mögliche Lösungsansätze vor.Etwa 60 % der befragten Firmen geben sich mit der aktuellen Ergebnislage nicht zufrieden. 61 % der Top-Entscheider erwarten auch diesbezüglich keine Veränderungen in den kommenden drei Jahren. „Diese Situation ist nicht auf einige wenige Probleme zurückzuführen. Vielmehr sind die Unternehmen mit komplexen Herausforderungen konfrontiert: verändertes Verbraucherverhalten, steigende Beschaffungsrisiken, zunehmende Komplexität der Märkte und Prozesse, Konsolidierungs- und Internationalisierungsdruck, wachsende Handelsmacht, gering ausgeprägtes Kooperationsverhalten und wenig Innovationschancen“, sagt Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der BVE.
Der Verbraucher achtet dabei nicht immer nur auf den Preis, sondern eher auf individuelle Qualitäts- und Konsummerkmale. Ferner nimmt der Handel zunehmend Einfluss auf das Angebot. Das Marktvolumen im Heimatmarkt ist für viele Hersteller begrenzt. Hier stehen einerseits schrumpfende Umsätze steigenden und volatile Kosten für Energie, Rohstoff und Lohn gegenüber. Diese Preisveränderungen müssen erst einmal Hersteller übernehmen. 96 % der Studienteilnehmer halten fest, dass die Steigerung der Kosten nicht auf Anhieb an die Verbraucher umgelagert werden können. In diesem Markt mit einer fragmentierten Anbieterstruktur wird der Wettbewerb stärker und lässt den Konsolidierungsdruck zeitgleich größer werden.
„Angesichts der Vielzahl an Herausforderungen braucht es mehr als eine Lösung. Ein ganzes Bündel an Maßnahmen ist gefragt”, erklärt Christoph Havermann, Partner bei Ebner Stolz und ergänzt weiterhin: „Die aktuelle Lage fordert eine klare Strategie sowie eine durchdachte Programmatik, um das Unternehmen wetterfest zu machen und weiteres profitables Wachstum realisieren zu können. Wir haben in unserer Studie sieben Stellhebel identifiziert.“
Einen dieser Stellhebel stellt die Produktinnovation da. 81 % der Entscheider sind der Meinung, dass dies der Schlüssel für die künftige Profitabilität ist. Aufgrund dessen müssen Unternehmen der Branche ein Klima für Innovationen erschaffen. Nebenbei ist auch die Optimierung der Produktionsentwicklungsprozesse, womit auch die Lieferanten eingeschlossen sind, wichtig für die Befragten. Rund 72 % stimmen diesem Aspekt zu. Auch Digitalisierung, Stichwort Industrie 4.0, wird Unternehmen nachhaltig verändern. 55 % der Entscheider befürworten diesen Punkt.
Um signifikantes Wachstum zu erzielen, müssen Unternehmen stärker denn je neue Absatzmärkte im Ausland generieren. Dabei fassen 78 % der Befragten insbesondre hier den Fokus auf den Vertrieb. Allerdings wird der Gang ins Ausland durch einen enormen Ressourcenaufwand erschwert. Statt sich diesem Schritt allein zu stellen, müssen Unternehmen den Schulterschluss mit anderen suchen. Ob bei der Integration von vor- und nachgeschalteter Wertschöpfungsstufen, Internationalisierung oder bei Innovationen. Dabei können Fusionen, Zukäufe oder auch Bündnisse die strategische Position eindeutig verbessern. Doch die Möglichkeit einer Partnerschaft erkennen lediglich 47 % der Studienteilnehmer.
Zusammenfassend stellt die Studie fest, dass Unternehmen sich dieser aktuell schwierigen Situation nicht einfach ergeben müssen, sondern diese vielmehr gestalten können. Dabei ist allerdings Entschlossenheit gefragt. Unternehmen dürfen dabei nicht abwarten, sondern müssen eine zielgerichtete Zukunftsstrategie entwickeln. Es muss aktiv und effektiv gehandelt werden, denn nur so kann dem langfristigen Ertragsdruck standgehalten werden.
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