Studie: Einzelhandel setzt vermehrt auf regionale Lieferketten

Datum: 15.12.2020
Autor: Marcus Schilling

Auch Nachhaltigkeit spielt eine große Rolle

Eine Studie von Alvarez & Marsal (A&M) untersucht die Konsequenzen der Coronapandemie in Bezug auf die Lieferketten. Im Rahmen der Studie wurden 30 der größten Einzelhändler sowie über 3.000 Haushalte aus sechs europäischen Ländern befragt. A&M kam zu dem Ergebnis, dass in den kommenden zwölf Monaten Waren im Wert von etwa 9,4 Milliarden Euro aus Deutschland bezogen werden.
Zahlreiche Unternehmen wurden durch das Coronavirus mit Einschränkungen im internationalen Warentransport und Lieferengpässen konfrontiert. Das hat zum Umdenken bewegt. Ganze 70 Prozent der Befragten Händler gaben an, ihre Lieferketten-Strategie noch einmal zu Überdenken. 55 Prozent von ihnen haben bereits damit begonnen. 29 Prozent gaben an, das Ganze in naher Zukunft in die Hand nehmen zu wollen. Eine Umsetzung der neuen Strategie ist bereits bei 14 Prozent der Unternehmen erfolgt.

Verfügbarkeit zunehmend wichtiger als niedrige Kosten

„Lange hat sich der Einzelhandel vor allem auf Kostenvorteile in Niedriglohnländern konzentriert. Die Covid-19-Krise ändert dies schlagartig, jetzt steht die Resilienz der Lieferketten im Vordergrund“, sagt Patrick Siebert, Managing Director und Co-Head der Corporate Transformation Services bei Alvarez & Marsal Deutschland.

Sobald es dazu kommt, dass Waren nicht zur gewünschten Zeit an Ort und Stelle sind, spiele es keine Rolle mehr, dass die Produktion günstig im Ausland stattfindet, erklärt Siebert weiter. In Zukunft wollen die Händler ihre Produktionen vermehrt wieder ins Inland holen, um so weniger anfällig für Lieferengpässe zu sein. Nachhaltigkeit spielt laut der Studie bei 70 Prozent der befragten Händler derzeit eine wichtige Rolle. Auch bei den Konsumenten rückt das Thema Nachhaltigkeit immer weiter in den Vordergrund. So sind 54 Prozent der Befragten bereit, für ein klimaneutrales Produkt, dass in Deutschland produziert wurde, mehr Geld auszugeben. 20 Prozent gaben an, dass sie zwar wert darauflegen, klimafreundliche Produkte zu kaufen, jedoch nicht bereit dazu sind mehr Geld investieren zu müssen.

Trend: Nachhaltigkeit und Automatisierung

Einen weiteren wichtigen Punkt stellt die Beschleunigung von Digitalisierung und Automatisierung dar. 77 Prozent der befragten gaben an, mehr Geld in die Digitalisierung ihrer Lieferkette investieren zu wollen. Neben zahlreichen Chancen bringt die Digitalisierung aber auch eine menge Herausforderungen mit sich. So investieren 80 Prozent der Befragten vor allem auch in die Cybersicherheit.
Über die Umfrage: Im Zeitraum vom 28. September bis zum 7. Oktober hatte A&M im Rahmen einer Online- und Telefonumfrage 30 der größten europäischen Einzelhändler sowie 3.000 Haushalte in Großbritannien, Spanien, Italien, Deutschland, Frankreich und der Schweiz befragt.