Studie zur Elektromobilität

Autor: Marcus Schilling
Datum: 19.03.2019

Die Pläne der Autobauer

Pünktlich zum Schlüsseljahr der Autobauer Audi, Daimler, Porsche und VW, die dieses Jahr alle die Produktion von Elektroautos anstreben, liefert die Landesagentur E-Mobil BW eine Studie zur Entwicklung der Elektromobilität. Zeitgleich wiederrum wird die Verunsicherung der Belegschaft der Antriebstechnik immer größer.

Ehrgeizige Ziele

Der Autobauer Porsche hat es klar vor Augen: Bis 2025 soll dort jedes zweite verkaufte Auto über einen reinen Elektroantrieb oder einen Plug-in-Hybridantrieb verfügen. Auch bei Daimler sollen bis zu diesem Jahr 25 Prozent der verkauften Wagen rein elektrisch angetrieben werden. Der VW-Konzern kündigte an, ab 2026 keine neuen Verbrenner zu entwickeln.

Der Druck auf die Autobauer wächst stetig weiter. In Europa werden die Grenzwerte für den Kohlendioxidausstoß immer weiter verschärft. Wer die Vorschriften nicht einhält, muss mit hohen Strafen rechnen. Hinzu kommt, dass China seit Anfang des Jahres wachsende Absatzanteile für E-Autos vorschreibt.

Marktziele

Ob sich die Pläne der Autobauer verwirklichen, bleibt jedoch abzuwarten. Weiter werden in der Studie eine moderate Entwicklung sowie eine progressive Entwicklung der Rahmenbedingungen untersucht. So sollen in der progressiven Entwicklung die Batteriekosten enorm gesenkt werden und das Netz der Ladestationen der Elektro-Autos soll eine Flächenabdeckung von 75 Prozent erreichen. Man könnte davon ausgehen, dass bis zum Jahr 2030 51 Prozent aller Neuwagen in Europa Elektroautos sind. Im Gegensatz zur progressiven Entwicklung wird bei der moderaten Entwicklung geschätzt, dass nur etwa 15 Prozent der verkauften Neuwagen Elektroautos sein werden.

Nach einer Untersuchung im Jahr 2015 ging man noch davon aus, dass ein Fahrzeug mit Verbrenner einen erheblichen Kostenvorteil von insgesamt 10.000 Euro gegenüber einem Elektroauto aufweisen würde. Im progressiven Entwicklungsplan jedoch ist ein E-Mobil 1.000 Euro teurer als ein batterieelektrisches Auto. Grund dafür ist die immer aufwendiger werdende Abgasreinigung aufgrund der schärferen Grenzwerte und die immer teurer werdenden Verbrenner.

Nach Angaben der Studie hängen knapp elf Prozent der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten von der Automobilwirtschaft ab. Insgesamt können fast 470.000 Beschäftigte dem Automobilcluster zugeordnet werden, der neben Herstellern und Zulieferern auch Unternehmen aus dem Kfz-Gewerbe beinhaltet. Rund 121.000 Mitarbeiter sind bei den Autobauern beschäftigt, bei den Zulieferern sind es 151.500 und bei den Entwicklungsdienstleistern insgesamt 15.500 (Stand 2016).

Den Ergebnissen zufolge sind bis zum Jahr 2030 zwischen 20 und 45 Prozent der Stellen in der Antriebstechnik im Südwesten durch den Strukturwandel gefährdet. Letztes Jahr kam eine Studie des Fraunhofer-Instituts für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) zu dem Ergebnis, dass jeder zweite Arbeitsplatz in der Antriebstechnik von Pkw in ganz Deutschland bis 2030 von der Elektromobilität betroffen sein könnte.

Es ist keine Überraschung, dass die Beschäftigten sich in diesem Bereich zunehmend beunruhigt fühlen. Bosch-Mitarbeiter des Standorts Feuerbach demonstrierten vergangene Woche, da die Fertigung der Komponenten für Dieselmotoren nicht ausgelastet ist. Vor zwei Jahren kam es im Daimler-Werk Untertürkheim zu Auseinandersetzungen, da die Mitarbeiter verlangten, dass in diesem Werk auch Komponenten für Elektro-Autos produziert werden sollten. Die Mitarbeiter hatten damit Erfolg und die Forderung wurde umgesetzt. In diesem Jahr sollen weitere Gespräche über neue Komponenten im Werk folgen.

Maßnahmen für den Wandel

In der Studie wird gefordert, dass Baden-Württemberg der Leitmarkt sowie -anbieter für die nachhaltige Mobilität werden soll. Um dies zu verwirklichen, müssten sowohl die Unternehmen als auch die Politik, Wissenschaft und die Mitarbeiter gemeinsam arbeiten. Im Mai 2017 startete der von der Landesregierung ins Leben gerufene Strategiedialog Automobilwirtschaft Baden-Württemberg, der dieses Ziel verfolgt. Das Projekt soll sieben Jahre laufen. Dort soll gemeinsam diskutiert werden, wie der Wandel gestaltet werden kann und die Innovationen gefördert werden können. In der Studie selbst werden bereits gewisse Maßnahmen wie der Ausbau der Lade-Infrastruktur, Finanzierungshilfen, Förderung neuer Batterietechnologien und weitere vorgeschlagen.