„Urban Logistics Report“ über innerstädtische Logistikflächen

Autor: Dimitri Lagun
Datum: 24.10.2017

Anstieg von Bedarf an urbanen Logistikflächen

Das Gewerbeimmobilien-Beratungsunternehmen Cushman & Wakefield hat einen „Urban Logistics Report“ zu innerstädtischen Logistikflächen erstellt. Laut dem Report wird die Anzahl von urbanen Logistikflächen in den Metropolen Europas erheblich wachsen. Die Ursache ist das exponentielle Wachstum im E-Commerce und der daraus steigende Bedarf an innerstädtischer Zustellung, der sogenannten „letzten Meile“.

Bei dem Report wird ein von Cushman & Wakefield und P3 Logistics Park gemeinsam erstelltes „Urban Space Model“ verwendet. Anhand des Modells wird der Flächenbedarf in Europas innerstädtischen Logistikflächen in Abhängigkeit von aktuellen und zukünftigen Online-Umsätzen verdeutlicht. Das Modell bezieht diverse Faktoren mit ein, beispielsweise Bestellhäufigkeiten, Paketaufkommen, Paketmenge je Lieferwagen sowie die Zahl notwendiger Zustellwagen. Bis 2021 prognostiziert das „Urban Space Model“ in Europa einen Anstieg des Paketzustellungsaufkommens von 69 Prozent. Von Land zu Land ist das Aufkommen von der Ausprägung des Onlinehandels abhängig. Demnach ist auch der Flächenbedarf je Land und Stadt unterschiedlich.

Aktuell ist London der größte und fortgeschrittenste E-Commerce-Markt in Europa abhängig von Bevölkerung und Kaufkraft. Momentan wird eine innerstädtische Logistikfläche von 870.000 Quadratmetern benötigt. Das Modell schätzt einen Anstieg des Bedarfs um 42 Prozent auf 1,2 Millionen Quadratmeter in 2021. Danach folgt Deutschland, das durch die polyzentrische Struktur und dem Vorsprung im Online-Handel der zweitwichtigste E-Commerce Markt in Europa ist. Dort wird laut dem Report ein Anstieg des Flächenbedarfs bis 2021 um 77 Prozent erwartet. In Deutschland ist Berlin mit einem Bedarf von 370.000 Quadratmetern der größte Markt, gefolgt von Hamburg mit 235.000 Quadratmetern und München mit 205.000 Quadratmetern. Auch die E-Commerce-Märkte in Europa, die weniger fortgeschritten sind, haben einen erhöhten Flächenbedarf aufgrund des starken Wachstums im Online-Handel zu erwarten. In Spanien soll sich der Flächenbedarf am meisten entwickeln, wobei für Madrid und Barcelona eine Wachstumsrate von 120 Prozent auf 360.000 Quadratmeter bzw. 167 Quadratmeter vorausgesagt wird.

Weiterhin werden laut dem Report die innerstädtischen Zustellkosten auf 70 Milliarden Euro geschätzt, was bis zu 50 Prozent der gesamten Kosten der Versorgungskette in Europa betragen wird. In den nächsten fünf Jahren wird eine Steigerung von 7 bis 10 Prozent erwartet. Momentan sind die Logistikimmobilien, die für die innerstädtische Versorgung zuständig sind, an den Rändern der Ballungsräume. Da die logistische Flächennutzung von höherwertiger Grundstücksnutzung z.B. Wohnen überschattet wird, ist es schwer, an Logistikimmobilien in der Innenstadt zu kommen.
Lisa Graham, Head of EMEA Logistics Research & Insight bei Cushman & Wakefield, erläutert: „Je mehr wir unsere Einkäufe online erledigen, desto wichtiger wird es, dass für unsere Großstädte die Möglichkeit geschaffen wird, mit dem wachsenden Paketaufkommen in Europa umzugehen. Unser ‚Urban Space Model’ zeigt, dass flächendeckend von deutlichen Wachstumsraten auszugehen ist. Die Tatsache, dass ein Anstieg um 42 Prozent in Großbritannien der kleinste Anstieg ist, spricht Bände dafür, in welche Richtung sich der Markt bewegen wird. Zukünftig wird es für Online-Einzelhändler und Paketzusteller entscheidend sein, innerstädtische Logistikflächen zu nutzen, um die steigenden Erwartungen der Kunden in Bezug auf Schnelligkeit und Verlässlichkeit der Zustellung befriedigen zu können. Gleichzeitig müssen die Kosten gesenkt werden, um höhere Mieten rechtfertigen zu können.”

„Innerstädtische Logistikflächen gelten als einer der wichtigsten Wachstumsmärkte der kommenden Jahre, da sich der Online-Handel in ganz Europa auf Wachstumskurs befindet. Jeder zusätzliche Kilometer erhöht die Kosten und reduziert die Liefergeschwindigkeit. Die Nachfrage ist zweifelsohne vorhanden, allerdings bringt die Sicherung der notwendigen Genehmigungen, entsprechende Immobilien in den Innenstädten entwickeln zu können, seine eigenen großen Herausforderungen mit sich. Bei P3 arbeiten wir eng sowohl mit den Kunden als auch mit den Kommunen zusammen. Dabei werden Lösungen erarbeitet, die die Lücke zwischen dem bestehenden Angebot und der zukünftigen Nachfrage schließen sowie die Anforderungen für sofortige, umweltfreundliche Zustellung bei einer gleichzeitigen Entlastung der Verkehrssituation in den Städten erfüllen”, so Co-Autor David Szendzielarz von P3 Logistic Parks.

„Das ‚Urban Space Model’ ermöglicht einen wertvollen Einblick für Nutzer und Investoren bzw. Projektentwickler zur Einschätzung der Nachfrage in diesem dynamischsten Teil der Logistikbranche”, ergänzt Rob Hall, Head of EMEA Logistics and Industrial von Cushman & Wakefield.