VDA-Umfrage: Automobilindustrie flieht aus Deutschland

Autor: Thomas Wandler
Datum: 05.06.2023

Mittelständler verlagern Investitionen ins Ausland

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) führte vom 15. bis 23. Mai 2023 eine Umfrage im Mittelstand durch. Befragt wurden 128 Automobilzulieferer sowie Hersteller von Anhängern, Aufbauten und Bussen. Basierend auf diesen Ergebnissen veröffentlicht der VDA Aussagen über die aktuelle Lage und Perspektiven der Automobilindustrie in Deutschland.

Die Umfrage zeigt, dass 27 Prozent der befragten Unternehmen eine Investitionsverlagerung ins Ausland planen. Davon möchten 43 Prozent in ein anderes EU-Land ziehen und 30 Prozent nach Nordamerika. Kein Unternehmen möchte seine Investitionen in Deutschland erhöhen.

VDA-Präsidentin Hildegard Müller betont: „Die aktuellen Ergebnisse zeigen einmal mehr, wie wichtig ein ambitioniertes Programm für Wettbewerbsfähigkeit und Standort ist. Die Konkurrenz schläft nicht.“ Sie ist der Meinung, Deutschland braucht eine entschlossene und mutige Industriepolitik, die Neues ermöglicht, anstatt es zu verhindern.

Hohe Strompreise verhindern Wettbewerbsfähigkeit

Laut den Ergebnissen der VDA-Umfrage liegt der Anteil der Unternehmen, die unter einem Mangel an Fach- und Arbeitskräften leiden, bei 85 Prozent. 72 Prozent der Unternehmen fühlen sich von der Bürokratie belastet. Diese Anteile haben im Vergleich zur letzten Umfrage im Februar 2022 zugenommen.

Die Anzahl der Unternehmen, die unter hohen Strompreisen leiden, ist im Vergleich zur letzten Umfrage gesunken, doch fällt immer noch sehr hoch mit 74 Prozent aus. Nach Angaben des VDA sind durch die Gaspreise nur noch 59 Prozent herausgefordert.

Müller stellt heraus, dass die deutsche Industrie international wettbewerbsfähige Energiepreise benötigt, um im globalen Wettbewerb erfolgreich sein zu können. 70 Prozent bewertet den sich in der Diskussion befindlichen Industriestrompreis als positiv.

Bisher wird ein Brückenstrompreis geplant, allerdings nur für energieintensive Unternehmen. Dieser müsse nach Angaben des VDA auch für den industriellen Mittelstand gelten.

Arndt G. Kirchhoff, Vorsitzender des Beirats der Kirchhoff Gruppe, VDA-Vizepräsident und Vorsitzender des VDA-Mittelstandskreises, sagt: Unternehmen […] haben ein ganzes Bündel von Maßnahmen ergriffen, um ihre Resilienz zu erhöhen.“ Nun sei es auch wichtig, dass die Politik für Änderungen sorgt.