Werden KMU Verlierer der Digitalisierung?
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 04.12.2015
Nach Auffassung der der Digitalakademie aus München, droht den kleinen und mittelständischen Unternehmen (bis 50 Mio. Jahresumsatz oder bis 250 Mitarbeiter) zum Verlierer der Digitalisierung zu werden. Zusätzliche Ressourcen würden benötig, um bei der industriellen Revolution 4.0 mithalten zu können.
Eine vom BME jüngst veröffentlichte Studie geht in eine ähnliche Richtung. Trotz der vielen IT-Instrumente würden laut Studie ein Drittel der befragten Einkaufsmanager weiter bei klassischen Kommunikationsinstrumenten wie Telefon, Fax oder E-Mail bleiben. Ein Drittel hingegen hat die Relevanz neuer Tools für den Einkauf zwar bestätigt, jedoch werden diese nicht eingesetzt. Wir berichteten „Einkauf 4.0 in Unternehmen vernachlässigt“
Wer das Thema Industrie 4.0 und Big Data nicht aktiv gestaltet, geht nicht nur das Risiko den Anschluss zu verpassen und Spielball der Digitalisierung zu werden. Er riskiert sein Unternehmen laut der jüngsten Studien bereits heute. Betrachten wir dazu einmal die Datensicherheit der Lieferkette bzw. eines nach Vorbild von Industrie 4.0 vernetzten Unternehmens. Die jüngst veröffentlichte Studie „Damage Control: The Cost of Security Breaches“ von Kaspersky Lab warnt vor Cyberangriffen auf die Lieferkette. Auf Deutsch heißt die Studie frei übersetzt: „Schadenskontrolle: Die Kosten von Sicherheitslücken“. 5.500 Unternehmen aus 26 Ländern wurden untersucht. Ganze 90% der Befragten gaben an, dass es bereits Sicherheitsvorfälle in ihrem Unternehmen gab. Durch diese Angriffe verloren 46% der Unternehmen Daten. Als Verantwortlichen für die Sicherheitslücken sehen viele Unternehmen den Zulieferer. Ganze 18%, also fast jedes fünfte Unternehmen, empfindet den Lieferanten als schuldig. Wir berichteten „Studie: Cybersicherheit in der Lieferkette“
„Die Digitalisierung wird alle Unternehmensbereiche durchdringen und tradierte Wertschöpfungsprozesse wie Einkauf, Produktion, Vertrieb und Marketing gleichzeitig verändern und verfeinern. In diesem Prozess muss der Mittelstand mit branchenfremden Quereinsteigern aus der IT rechnen. Deren Kapitalausstattung und Daten-Know-how werden ursprüngliche Defizite bezüglich Markt- und Produkt-Know-how wettmachen“, erklärt Alexander Sattler, Partner bei der Münchner Digitalakademie.
„Die Erwartungen an das B2B-Business werden mittelfristig durch die privaten Erfahrungen von Online-Shopping im B2C-Bereich geprägt und verändert“, prognostiziert Sattler und denkt dabei an die vermehrte Nutzung von Smartphones und die Erschließung mobiler Internetstandards.
„Es geht nicht mehr nur darum, seine Leistungen auf dem Smartphone oder Tablet verfügbar zu machen, wenn der Kunde danach sucht.“ Laut Sattler muss man vielmehr den kompletten Lebenszyklus möglicher Kunden kennen, um deren zukünftiges Verhalten absehen zu können. Wie dies gelingt erklärt der Experte auch gleich, „Wir befinden uns in einer Phase, in der die Digitalisierung durch Daten vorangetrieben wird. Es wird darum gehen, anhand von Kundendaten mehr zu wissen als der Kunde selbst. Firmen, denen es gelingt, Kundenverhalten richtig abzuleiten und Entscheidungen vorherzusehen, werden profitieren. Sie warten nicht mehr bis der Kunde kommt, sondern identifizieren ihn frühzeitig anhand seiner Daten.“
Das Problem bei diesem Prozess besteht laut Experten darin, dass gerade kleine Firmen kaum fähig seien, Kundendaten fortlaufend automatisiert zu erfassen und zu analysieren. „Hier fehlt es an Know-how, Technologien und Methodik“, erklärt Sattler. In Folge würden Mittelständler gezwungen Daten von Drittanbietern wie Facebook zu kaufen. Daher müsse der Mittelstand seine kompletten Prozesse prophylaktisch auf den „digitalen Prüfstand“ stellen.
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