Anspannung am Düngemittelmarkt

Autor: Thomas Wandler
Datum: 16.03.2022

Befürchtung weltweit geringerer Ernten

Der norwegische Düngemittelhersteller Yara verkündete Mitte letzter Woche, seine Düngemittelproduktion zu drosseln. Als Grund dafür werden die hohen Erdgaspreise in Europa genannt.

Außerdem gab Yara kurz darauf zusätzlich bekannt, aufgrund weiterer EU-Sanktionen, die gesamte Beschaffung bei denjenigen Lieferanten zu stoppen, die mit sanktionierten russischen Unternehmen und Personen in Verbindung stehen. Der Konzern prüfe derzeit den genauen Umfang und die Auswirkungen der Sanktionen, ist der Pressemitteilung von Freitag zu entnehmen.

Düngemittelknappheit

In einem aktuellen Artikel über die Produktion großer Düngemittelhersteller schreibt das Handelsblatt, es zeichne sich eine weitere Verknappung bei der Düngerversorgung der Landwirtschaft ab. Schon vor dem Ukraine-Krieg sei Dünger zu Rekordpreisen verkauft worden. So kostet Dünger laut dem Handelsblatt derzeit beinahe viermal so viel wie zu Beginn des vergangenen Jahres.

Die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) berichtet von einem heftigen Preissprung am Düngemittelmarkt als Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine. In dem Artikel von Freitag werden Experten zitiert, die unter anderem sagen, dass sich das Angebot und die Nachfrage in dieser Zeit zwar nicht geändert hätten, es aber doch am Markt Angst herrsche.

Hoher Erdgaspreis

Wie Yara sind europäische Düngemittelhersteller besonders durch den hohen Erdgaspreis belastet. Denn einerseits wird Erdgas als Rohstoff eingesetzt und dient andererseits der Energieversorgung. So steht Erdgas in der Regel für 80 Prozent der Herstellungskosten von Stickstoffdünger.

Russland – weltgrößter Düngemittelexporteur

Russland gilt als der größte Düngemittelexporteur der Welt. Sein Anteil am globalen Handel mit Dünger liegt bei rund 20 Prozent. Allein beim Düngerstoff Ammoniumnitrat habe Russland einen Marktanteil von 40 Prozent, schreibt das Handelsblatt. Ammoniumnitrat sei neben Harnstoff der Stickstoffdünger, der weltweit am häufigsten zum Einsatz kommt, wie dem Artikel der NZZ zu entnehmen ist. Für Ammoniumnitrat hat Russland schon Anfang Februar ein Ausfuhrstopp verhängt.

Allerdings sind auch andere Düngemittel-Zwischenprodukte und fertige Düngemittel von Lieferbeschränkungen aufgrund Maßnahmen Russlands und wegen der Sanktionen gegen Russland betroffen.

Steigende Lebensmittelpreise

Hauptabsatzmärkte für russischen Dünger sind Südamerika und Asien. Besonders für Brasilien könnten Lieferbeschränkungen zu Problemen führen. So bezieht das südamerikanische Land 22 Prozent seines Düngers aus Russland.

Aufgrund der schlechteren Verfügbarkeit von Düngemitteln rechnen Fachleute mit weltweit geringeren Ernten. Auch Europa wird durch die Problematik betroffen sein, denn die Lebensmittelpreise werden wahrscheinlich weiter steigen. So sagte etwa der stellvertretende Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, Udo Hemmerling, gegenüber dem Handelsblatt: „In Deutschland wird der Krieg vor allem steigende Nahrungsmittelpreise auslösen.“