Ukraine Krieg verschärft Chipmangel

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 16.03.2022

Lieferengpässe beim Edelgas Neon

Wie bereits bekannt, herrscht ein weltweiter Chipmangel, der vor allem die Automobilindustrie negativ beeinflusst. Die Auftragsbücher sind voll, können allerdings nicht im gewohnten Tempo der Vorpandemiezeit abgearbeitet werden. Nun drohen die Auswirkungen des Ukraine-Russland-Krieges die Lieferengpässe zu verschärfen.

Die Autoindustrie ging bisher davon aus, dass sich die Lage im Jahr 2022 entschärfen würde, nun wird befürchtet, dass das Gegenteil der Fall sein wird. Wegen des russischen Einmarsches in die Ukraine müssen diverse Produktionsbänder stillgelegt werden.

2 große Neon-Hersteller befinden sich in der Ukraine

Ein sehr wichtiger Grundstoff, neben Silizium, der für die Produktion von Chips von Bedeutung ist, weist ebenfalls Lieferengpässe auf: Das Edelgas Neon. Ohne diesen Stoff können keine Chips produziert werden.

Die beiden Unternehmen Ingas und Cryoin befinden sich in der Ukraine und müssen aufgrund des Krieges vorerst ihre Produktion einstellen. Laut den Berechnungen von Reuters decken diese Unternehmen zwischen 45 und 54 Prozent des weltweiten Neonbedarfs ab. Anhand dieser Werte sind die Auswirkungen für den zukünftigen Automobilsektor absehbar, sofern der Produktionsstillstand weiterhin anhält.

CFRA Analyst Angelo Zino betont: „Wenn die Lagerbestände bis April aufgebraucht sind und die Chiphersteller keinen Nachschub aus anderen Regionen der Welt bekommen, bedeutet dies wahrscheinlich weitere Einschränkungen für die gesamte Lieferkette. Viele wichtige Kunden werden dann nicht in der Lage sein, ihre Endprodukte herzustellen.“

Größter Auftragsfertiger für Chips lagert noch Sicherheitsbestände

In der Region Mariupol stellte Ingas vor dem Krieg monatlich 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Neon für Taiwan, Korea, China, den Vereinigten Staaten und Deutschland her. Für März hat Cyrion offene Aufträge über 13.000 Kubikmeter Neon. Allerdings wurde bereits hier am 24. Februar die Produktion stillgelegt, da die Sicherheit der Mitarbeiter nicht mehr gewährleistet werden konnte.

Der weltweit größte Auftragsfertiger für Chips, Taiwan Semiconductor, beherbergt derzeit noch „Sicherheitsbestände“ an Neon, weshalb das Bundeswirtschaftsministerium gegenüber Reuter versichert, dass es zu keinem Problem in der Lieferkette kommen werde.