Bitkom-Studie deckt Wirtschaftsdelikte auf
Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 26.04.2016
Bitkom befragte 504 Unternehmen im Zuge der Hannover Messe
Datendiebstahl, Wirtschaftsspionage, Sabotage. Das sind nur drei moderne Gefahren, welche zunehmend auf Industrieunternehmen wirken. Das bereits erreichte Ausmaß dieser Gefahren hat nun der Bitkom e.V. anhand einer Umfrage ermittelt. 504 Unternehmen des produzierenden Gewerbes ab 10 Mitarbeitern befragte man zum Thema Cybersicherheit. Das Ergebnis: Ganze 69 Prozent, also rund zwei von drei Unternehmen, wurden in den letzten zwei Jahren Opfer von Datendiebstahl, Wirtschaftsspionage oder Sabotage. Betrachtet man die Gesamtwirtschaft, sind „nur“ 51 Prozent der Unternehmen betroffen. Mit rund 22,4 Milliarden Euro pro Jahr erleidet die deutsche Wirtschaft schwere Schäden. „Die deutsche Industrie mit ihren zahlreichen Hidden Champions ist ein attraktives Angriffsziel von Cyberkriminellen und ausländischen Nachrichtendiensten“, warnt Bitkom-Präsidiumsmitglied Winfried Holz zum Start der Hannover Messe.Laut der Bitkom-Befragung zielen die Angriffe bei 36 Prozent der Unternehmen auf Produktion und Fertigung, bei 30 Prozent auf Lager und Logistik, bei 29 Prozent auf IT sowie bei 23 Prozent auf Forschung und Entwicklung. „Mit der Digitalisierung der Produktion und der Vernetzung von Maschinen über das Internet entstehen neue Angriffsflächen. Der Erfolg von Industrie 4.0 steht und fällt mit der Sicherheit der eingesetzten Systeme“, so Holz.
Pechvögel sind Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaus. Hier sind laut Umfrage 70 Prozent der Unternehmen von Angriffen betroffen. Knapp dahinter liegen mit 68 Prozent die Branchen Chemie und Pharma sowie mit 65 Prozent die Elektrotechnik.
Die Delikte reichen von Sachdiebstahl (32 Prozent) über Diebstahl von sensiblen, physischen Dokumenten (20 Prozent) sowie Diebstahl sensibler digitaler Dokumente (19 Prozent) bis hin zu Sabotageakten (18 Prozent). „Der Ausfall von Produktionsanlagen kann innerhalb kurzer Zeit enorme Schäden verursachen“, beklagt Holz.
Oftmals sind die eigenen Mitarbeiter für Angriffe verantwortlich. Bei 65 Prozent der befragten Unternehmen waren aktuelle oder ehemalige Mitarbeiter Täter. „Innentäter sind das größte Sicherheitsrisiko in der Wirtschaft. Unternehmen sollten ihren Mitarbeitern nicht misstrauen, sondern eine Sicherheitskultur etablieren, die das Bewusstsein für den Schutz des Betriebes schärft“, rät Holz.
Bei 16 Prozent der Befragten waren Wettbewerber verantwortlich. 14 Prozent der Angriffe seien von organisierten Banden gestartet worden.
„Kriminelle Vorfälle sollten den Behörden gemeldet werden. Selbst wenn die Ermittlungen zu keinem Ergebnis führen, können sich die Sicherheitsbehörden ein besseres Bild der aktuellen Gefährdungslage machen und Gegenmaßnahmen entwickeln“, gibt Holz in Bezug auf die Umfrage zu bedenken. Denn nur ein Viertel der Unternehmen hat die Polizei oder den Verfassungsschutz informiert. Bevorzugt werden interne Untersuchungen (61 Prozent) oder externe Spezialisten (26 Prozent).
Maßnahmen zur Vorbeugung krimineller Angriffe sind laut Studie nur bedingt vorhanden. Alle befragten Unternehmen haben Virenscanner, Firewalls und Passwort-Schutz für ihre Geräte. Netzwerkverbindungen sind allerdings nur bei 83 Prozent der Unternehmen verschlüsselt. 48 Prozent verschlüsseln ihre Daten auf Datenträgern und 46 Prozent die Kommunikation per E-Mail.
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