Digitale Echtzeitüberwachung der Fertigungslogistik
Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 09.12.2016
nextLAP und Cisco entwickeln WLAN-basiertes Trackingsystem
Internet of Things-Hardware und smarte Software können die Logistik bei der digitalen Revolution unterstützen. Realtime-Ortung aller Teile, intelligente Regale und digitalisierte Arbeitnehmerführung – dies alles gehört zur Fertigungslogistik der Zukunft.
„In der Praxis zeichnet sich ein klares Bild ab, dass es bei der Automatisierung der Fertigungslogistik einen großen Nachholbedarf gibt. Es geht vor allem darum, die Fertigungs- und die Logistikwelt in einer Gesamtplattform miteinander zu verknüpfen“, erklärt Thomas Stöckel, Geschäftsführer des Startups nextLAP. Während der Grad der Automatisierung in der Fabrikation stets gewachsen ist, sieht sich die Logistik mit dem Problem der Kosten konfrontiert: Derartige Lösungsansätze waren mit herkömmlicher Automatisierungstechnologie zu kostspielig für die Branche, deren Wortschöpfung marginal ist. Neueste Technologien könnten dies jedoch ändern.
Nicht nur große Transportunternehmen, auch Erstausrüster wollen den Einsatz autonomer Lösungen vorantreiben. „Logistik ist das Herzstück des BMW-Produktionssystems. So wird der Einsatz innovativer und digitaler Technologien zum Schlüsselfaktor innerhalb der komplexen Logistikprozesse“, sagt beispielsweise Jürgen Maidl, Leiter Logistik im Produktionsnetzwerk der BMW-Gruppe. BMW will die Supply Chain digitalisieren, um den Weg und die Ankunft der Ware transparenter zu machen. Die Gründe dafür liegen auf der Hand: „Die Herausforderung für die Hersteller besteht angesichts immer höherer Varianz darin, immer mehr Teile just in time geliefert zu bekommen, nicht nur die teuren Komponenten und Teile“, meint Thomas Stöckel.
„Bisher gibt es in der fertigungslogistischen Praxis noch viele Silo-orientierte Lösungen. Die Digitalisierung bietet die Chance, die Supply- und die Demand-Chain durchgängig zu machen“, ergänzt Roland Kunz, Client Executive & Head of Automotive bei Cisco. Basis dafür sei das Echtzeit-Tracking mittels WLAN. „Um eine vollautomatisierte Lieferkette sicherzustellen, muss mittels Echtzeit-Tracking jederzeit klar sein, wo sich ein Teil befindet. Die Information über Taktraten, selbstlernende Algorithmen und die Kopplung mit einem Kartensystem sorgen dafür, dass zum Beispiel LKWs im Problemfall automatisch auf eine Alternativroute umgeleitet werden“, sagt Kunz.
Im Business-to-Consumer-Segment ist dies bereits gang und gäbe. „Bei Amazon beispielsweise lässt sich jederzeit nachvollziehen, wo ein Paket gerade ist und ob es rechtzeitig ankommt. Diese Transparenz gibt es in der Fertigung bisher nicht“, so Stöckel. Mit preiswerten Sensoren zur Ortung kann der Standort jedes Gabelstaplers oder Routenzuges genau bestimmt werden. Auch die Transportwege vom Lagerhaus ans Band werden transparent, was jedoch den Einsatz einer Cloud-basierten Produktionsprozessplattform bedarf. Das Layout der Fabrik ist in dieser hinterlegt, was dem Nutzer die Lieferkette in Realtime ausgibt. Beispielsweise können dadurch bei Bedarf Notbeschaffungen initiiert werden.
nextLAP und Cisco arbeiten zurzeit an einem Konzept für ein derartiges, WLAN-nutzendes System. „Wir bilden diese Kette vom Hauptlager bis hin zum Regal am Band im gemeinsamen Produktion 4.0 IoT-Lab mit nextLAP ab, um zukunftsfähige Abläufe und deren Effizienzpotentiale zu zeigen“, erklärt Roland Kunz. Im Ansatz der Architektur müsse verankert werden, dass Mitarbeiter nur die für sie relevanten Daten nutzen können. „Dahinter muss ein komplettes Security-Konzept liegen“, sagt Kunz. Sei dies erfüllt, spreche nichts gegen herkömmliches WLAN im Betrieb. Vorläufige Projekte im Umfeld der Produktion zeigten, dass beim Auffinden von Material Steigerungen in der Effizienz von bis zu 35 Prozent gängig seien. „Um die Digitalisierung der Logistik kommt perspektivisch kein Unternehmen darum herum, das ist eine Grundlage für die Digital Factory“, resümiert Roland Kunz.
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