Fragile Lieferketten
Autor: Marcus Schilling
Datum: 09.06.2020
Internationaler Wirtschaftssenat e. V. weist auf Fragilität der Lieferketten hin
Der Internationale Wirtschaftssenat e. V. (IWS) ist ein global agierendes Mittelstandsnetzwerk und sieht sich als ein richtungsweisender und zukunftsorientierter Impulsgeber für Wirtschaft und Politik.
Kürzlich hat der IWS Überlegungen zur Entwicklung der internationalen Lieferketten nach der Corona-Krise in einer Pressmitteilung veröffentlicht. Die Leitfrage lautet: „Welche Auswirkungen wird die Krise auf die Lieferketten deutscher Unternehmen haben?“ Der Hintergrundgedanke ist, dass die Corona-Pandemie aktuell die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Abläufe prägt, wie sonst kein anderes Ereignis der letzten Zeit. Entsprechend ist der internationale Warenverkehr erheblich eingeschränkt. Außerdem weist der IWS darauf hin, dass sich derzeit nur wenige Menschen international in einem globalen Gefüge bewegen, welches vorher als grenzenlos erscheinende Welt wie selbstverständlich reibungslos funktionierte.
Durch gravierende Folgen der Corona-Pandemie – einschließlich gerissener Lieferketten – gerät die Globalisierung einschließlich des weltweiten Handels in scharfe Kritik. Der IWS erwartet daher, dass aufgrund des Coronavirus die Strukturen des weltweiten Handels und seiner Lieferketten in erheblichem Maße eine neue Gestalt annehmen werden. Deshalb geht es dem Mittelstandsnetzwerk zufolge jetzt darum, die Tendenzen des globalen Handels in dieser Zeit zwischen Neustart und Systemwechsel zu erkennen.
Stark gewachsene Unsicherheit
Der IWS erklärt, dass zwei Drittel des Welthandels von globalen Wertschöpfungsketten und Versorgungsnetzen ausgehen, in die weltweit die Volkswirtschaften eingebunden sind. Diese Ketten und Netze sind jetzt wegen der Corona-Pandemie erheblich in ihrer Funktion eingeschränkt. Dadurch ist anzunehmen, dass eine große Unsicherheit vorherrscht. Diesbezüglich verweist der IWS in seiner Mitteilung auf die aktuelle von Dalia Marin erstellte Studie „Eine neue Ära des Welthandels“. Marin ist als Professorin für Internationale Wirtschaft an der School of Management der Technischen Universität (TU) München tätig. In ihrer Studie veranschaulicht sie den sogenannten „Unsicherheits-Index“. Mit seiner Hilfe können Schwankungen im Sicherheitsgefühl der Gesellschaft ermittelt werden. Demnach wird erwartet, dass die Unsicherheit durch das Coronavirus um bis zu 300 Prozent steigen könnte. Nach Aussage von Marin entspräche diese Entwicklung einem Rückgang der globalen Lieferketten um 34,5 Prozent. Als Folge davon wird Reshoring, also eine Rückverlagerung der Produktion, genannt.
Der IWS drängt darauf, dass besonders auf Seiten der Politik ein tiefgreifenderes Verständnis der Stärken und Schwächen der wichtigsten Lieferketten entwickelt wird.
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