Krise bei Automobilzulieferern

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 06.08.2019

Zwangsurlaub an Brückentagen

Aufgrund des schleppenden Verlaufs der Automobilbranche denkt Zulieferer Schaeffler nun darüber nach, seine Produktion teilweise stillzulegen. An mehreren Standorten könnte in der zweiten Jahreshälfte der Betrieb angehalten werden. Dies gab eine Unternehmenssprecherin bekannt. Dies soll an „Brückentagen“ zwischen Feiertagen und dem Wochenende geschehen.

Grund dafür sind die sinkenden Absatzsatzzahlen und der technologische Veränderungsdruck. „Wir haben einige Super-Jahre erlebt“, so Branchenexperte Peter Fuß von der Beratungsgesellschaft Ernst & Young. „Diese Feierlaune ist jetzt vorbei. Für jedes Auto, das nicht produziert wird, werden auch die Teile nicht produziert.“

Dies gelte für Autohersteller sowie ihre Zulieferer. Insbesondere letztere müssen viel Geld in Elektromobilität und autonomes Fahren investieren. „Ich kann nur für Innovationen ausgeben, was ich anderswo verdiene. Es wird gespart werden müssen“, erläutert Fuß.

Gesamte Branche betroffen

In der Zuliefererbranche gibt es zahlreiche Betroffene, auch die großen Unternehmen. Die börsennotierten Zulieferer Continental und Schaeffler haben ihre Prognose fürs laufende Jahr nach unten korrigiert. ZF in Friedrichshafen hat einen Umsatzrückgang in Milliardenhöhe vorausgesagt. Neben Bosch hat auch Mahle in Stuttgart Stellenstreichungen geplant. Zudem soll bei letzterem eines der Werke geschlossen werden, genauso wie bei Conti.

Weiterhin hat der Spezialist für Schalt- und Bediensysteme Marquardt bereits hunderte Arbeitsplätze ins Ausland verlagert. Filterspezialist Mann+Hummel will weltweit 1.200 Stellen streichen. Anlagenbauer Eisenmann aus Böblingen hat Insolvenz angemeldet.

Vor allem der Automobilmarkt in Baden-Württemberg ist betroffen. Dort arbeiten rund 470.000 Personen in der Branche oder dem direkten Umfeld. Jedes zweite Unternehmen der Region hat Sparprogramme angeordnet. Laut Fuß sei der Stellenabbau in einigen Bereichen unausweichlich. Kooperationen könnten eine Möglichkeit sein, die hohen Entwicklungskosten zu begrenzen.