Lieferengpässe belasteten industrielle Wertschöpfung in Milliardenhöhe

Autor: Thomas Wandler
Datum: 01.12.2022

IMK präsentiert Studie und empfiehlt Erhöhung der Resilienz der Lieferketten

Im Zeitraum von Anfang 2021 bis Mitte 2022 konnte die deutsche Industrie wegen fehlender Vorprodukte Güter im Wert von rund 64 Milliarden Euro nicht herstellen. Das berichtet das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung auf Basis einer von ihm durchgeführten Studie.

Wie das IMK erklärt, vergleichen die Ökonomen in ihrer Studie die tatsächliche Bruttowertschöpfung, wie sie vom Statistischen Bundesamt erfasst wird, mit einem geschätzten kontrafaktischen Szenario ohne Engpässe bei Vorprodukten.

Dabei kommen die Forscher aktuell zu folgendem Ergebnis: Ohne die Störungen der Lieferketten, die insbesondere auf Produktionsausfälle in Ostasien und Transportprobleme, aber auch auf Fehleinschätzungen in den Beschaffungsstrategien der Unternehmen zurückgehen, hätte das gesamte verarbeitende Gewerbe in Deutschland im Jahr 2021 eine um 39,2 Milliarden Euro höhere Wertschöpfung erzielt. Von Anfang 2021 bis Mitte 2022 beläuft sich die Differenz sogar auf 63,9 Milliarden Euro, schreibt das Institut in seiner Pressemitteilung.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt hätte laut dem IMK Ende 2021 um 1,2 Prozent und Mitte 2022 um 1,5 Prozent höher gelegen, wenn sämtliche Neuaufträge, die die Industrie in Deutschland ab Jahresbeginn 2021 erhalten hat, hätten abgearbeitet werden können. Folglich fiel die wirtschaftliche Erholung nach dem Ende der Corona-Restriktionen erheblich schwächer aus, als es ohne Lieferengpässe möglich gewesen wäre.

Zu den Studienergebnissen schreiben die Forscher laut der Pressemeldung des IMK: „Diese Zahlen untermauern den Bedarf, der Resilienz der Lieferketten künftig zulasten der Kosteneffizienz ein höheres Gewicht beizumessen.“