Produktionsausfall bei Paletten steht bevor
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 11.04.2022
Grund ist ein Nagelengpass für Paletten
Knappheit liegt auch bei den Nägeln für Paletten vor. Bereits jetzt stellen erste Unternehmen fest, dass sie kaum noch der Nachfrage nach Paletten und Packmitteln nachkommen können. Daher werden anstehende Produktionsstillstände in wenigen Wochen befürchtet, wie der Pressemitteilung des Bundesverbandes Holzpackmittel, Paletten, Exportverpackung (HPE) zu entnehmen ist. In dem Sinne sind bevorstehende Störungen der Lieferketten in Deutschland nicht ausgeschlossen.
90% der Nägel werden aus russischem Stahl hergestellt
Eine Palette wird aus Schnittholz, Palettenklötzen und Nägeln zusammengesetzt. 78 Nägel werden für eine Europalette benötigt. Circa 90 Prozent dieser Nägel werden laut Angaben der europäischen Zulieferer der HPE-Branche aus russischem Stahl hergestellt. Aufgrund der Handelssanktionen gegen Russland besteht keine Möglichkeit, Nachschub zu ordern.
In Deutschland werden Paletten anhand von (hoch-)automatisierten Fertigungslinien produziert. Die darin benötigten Nägel müssen über Stahlqualitäten verfügen, die bisher fast ausschließlich aus Russland bezogen wurden. Daher wird wohl in nächster Zeit kein Ersatzlieferant gefunden werden können. Zudem stehen auch kaum bis keine Kapazitäten zur Verfügung, um kurzfristige Übersee-Lieferungen aus Fernost durchzuführen.
Deutsche Fertigungsmaschinen können auch nicht auf andersartige Nägel umgerüstet werden, wodurch Millionen Paletten demnächst wegfallen. „Wenn Nägel fehlen, dann droht den betroffenen Unternehmen von heute auf morgen 100 Prozent Kurzarbeit. Je größer die daraus resultierenden Fehlmengen ausfallen, desto gravierender sind auch die Auswirkungen auf den Warenverkehr“, betont HPE-Geschäftsführer Marcus Kirschner.
Importdefizit von 20 Millionen Paletten
Nicht nur die deutsche Palettenproduktion wird gedämpft, auch Palettenimporte aus Russland, Belarus und der Ukraine fallen weg. Circa 14,5 Prozent der Gesamtmenge deutscher Palettenimporte wurden 2021 laut HPE von dort bezogen. Dies entspricht etwa 10 Millionen Paletten. Zusätzlich wurden im Vorjahr 9,55 Millionen Paletten aus Polen und dem Baltikum importiert. Deren Hersteller befinden sich jedoch in großer Abhängigkeit von russischen Holzimporten. Dazu erklärt Kirschner: „Hieraus allein lässt sich ein Importdefizit in Höhe von rund 20 Millionen Paletten ableiten. Tatsächlich dürfte die Fehlmenge jedoch noch deutlich höher ausfallen, da nach unseren Informationen alle europäischen Länder das gleiche Versorgungsproblem mit Nägeln haben wie Deutschland.“
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