Studie: Deutschland könnte den Anschluss im Bereich IoT verlieren
Autor: Duran Sarikaya
Datum: 29.04.2016
Fehlende IT-Sicherheit als größtes Hemmnis für IoT
„Internet of Things“ (IoT) ist in zehn Jahren Realität. Rund 72 % der Befragten stimmten in einer neuen Untersuchung des VDE diesem Aspekt zu. Die Mehrzahl der Befragten sieht allerdings dieser Entwicklung in Bezug auf Deutschland eher skeptisch entgegen. Sie sorgen sich, dass Deutschland im Innovationswettlauf durch die enorme US-Dominanz im Bereich der technischen Software und Internet-Plattformen zurückfällt und zeitnah den Anschluss verpasst. Dass Hochschulen entsprechend gut auf das neue Thema eingestellt und vorbereitet sind, sieht nur ein Befragter von zehn. Die Vielzahl der Befragten sieht die Gefahr, dass die deutsche Industrie zu lange an klassischen Technologien, Geschäftsmodellen, Wertschöpfungsketten und Methoden hängen würde. Auch die Minderheit bestätigt, dass sich ihr Unternehmen bereits mit IoT beschäftigt. Dies sind die grundlegenden Resultate des „VDE-Trendreport 2016 Internet of Things / Industrie 4.0“, welcher der VDE im Zuge der Hannover Messe seine Mitgliedsunternehmen zu diesem Thema befragte.
Grundsätzlich stellt die Studie fest, dass die Befragten die USA im Bereich IoT an vorderster Front sehen. Dabei halten rund 52 % die Vereinigten Staaten für den Vorreiter, 36 % als gut aufgestellt. An zweiter Stelle wird Asien gelistet, mit 29 % als Vorreiter und 50 % als gut aufgestellt. Hier haben vor allem Korea und Japan gute Werte erzielt. Lediglich 6 % ordnen Europa die Vorreiterstellung im Bereich IoT zu, lediglich 7 % Deutschland. Dass das Internet der Dinge mit Industrie 4.0 eine wichtige Basis zur Stärkung des Industriestandortes Europa sein könnte, sieht über die Hälfte der Befragten. Rund ein Viertel der befragten Unternehmen sehen durch IoT einen besonders vielversprechenden Markt für mittelständische Unternehmen. „Wo Schatten ist, ist aber auch Licht. Die Automation ist laut Umfrage für unsere Unternehmen Spitzentechnik Nummer 1 in Deutschland. Der VDE sieht keineswegs schwarz. Deutschland mit seinen vielen Hidden Champions hat das Potenzial, die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft entscheidend mitzugestalten. Insbesondere im Mittelstand wird das Internet der Dinge unsere Wettbewerbsfähigkeit stärken. Das 5G Lab Germany an der TU Dresden spielt ganz vorne in der Liga mit, eine Grundvoraussetzung für das IoT und Industrie 4.0.“, so der VDE.
Die mit Abstand größte Barriere bei der Ausbreitung von IoT ist für rund 74 % der Unternehmen das Thema IT-Sicherheit, so das Ergebnis der Studie. Dabei beurteilen neun von zehn Unternehmen die IT-Sicherheit als erfolgskritisch für IoT und auch für andere digitale Anwendungen, beispielsweise Industrie 4.0. Die Hälfte der Befragten bemängelt dabei fehlende Standards und Normen sowie eine unzureichende Informations- und Kommunikationstechnikinfrastruktur. Die Komplexität und den mangelnden Reifegrad bzw. technische Hürden beurteilen drei von zehn Unternehmen als Hindernis. Dabei ist sich die Mehrheit der Studienteilnehmer in puncto Innovationswettlauf überwiegend einig. Damit man den Anschluss an Amerika und Asien nicht verliert, müsse der flächendeckende Ausbau der Breitband-Infrastruktur erweitert werden. Zudem muss eine schnelle Entwicklung und Nutzung des Kommunikationsstandards 5G als auch die Stärkung des Mikroelektronik-Standortes Deutschland / Europa erfolgen.
Die Studie untersuchte zudem den Mehrwert, den sich die Unternehmen durch IoT versprechen. Dabei gaben über die Hälfte der Unternehmen (59 %) an, dass IoT die Wettbewerbungsfähigkeit des Standortes stärken würde. Dabei würde laut Aussagen der Befragten durch die verknüpften Strukturen des Internet der Dinge vor allem die Dienstleistungssektoren (52 %) profitieren, gefolgt vom Maschinen- und Anlagenbau sowie der Automobilbau (je 49 %). Ebenso erkennt rund ein Drittel einen deutlichen Mehrwert durch IoT für Medizintechnik, Elektroindustrie, IKT-Branche und Energiebranche. Die größte Chance des IoT sehen die Teilnehmer in neuen Geschäftsmodellen, neuen Produkten und Systemen. Als weiteren Pluspunkt wurden die Effizienzsteigerungen und die enge Vernetzung von Prozessen im Unternehmen und mit Kunden erwähnt. Neben diesen Punkten wurde auch eine bessere Ressourcennutzung, Kostenreduktion, höhere Lebensqualität sowie eine erhöhte Transparenz als Nutzen aufgeführt.
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