Weiterhin Verwerfungen in der Containerschifffahrt

Autor: Thomas Wandler
Datum: 23.07.2021

Kiel Trade Indicator Juli 2021

Nach Aussage des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW Kiel) zeigte sich im Juli eine verhaltene Entwicklung im weltweiten Güterhandel. Der Kiel Trade Indicator signalisiere keine deutlichen Aufholeffekte nach der Corona-Krise. Trotz der Zurückbildung der Staus vor chinesischen Häfen beobachten die Forscher weiterhin Verwerfungen in der Containerschifffahrt, wie in der Pressemitteilung des Instituts deutlich hervorgehoben wird.

Über die derzeitige Lage sagt Vincent Stamer, Leiter Kiel Trade Indicator am IfW Kiel: „Der internationale Güterhandel zeigt wenig Dynamik. Wir beobachten weiterhin eine auffällige Unwucht in den internationalen Schiffsbewegungen.“ Das dürfte sich nach Stamers Meinung in den Lieferketten und letztlich auch in steigenden Preisen bemerkbar machen.

Signal für Stagnation deutscher Exporte und Importe

Für Deutschland deutet der Kiel Trade Indicator für Juli 2021 eine Stagnation der Exporte (-0,8 Prozent) wie der Importe (-0,1 Prozent) an. Hierbei handelt es sich um nominale und saisonbereinigte Werte.

Für die EU sei das Bild nach Aussage der Kieler Forscher ähnlich. Hier beträgt der Indikatorwert für die Exporte -0,5 Prozent und derjenige für die Importe -0,4 Prozent.

Beginnende Staus vor US-Häfen

„Das globale Containerschiffnetzwerk ist weiterhin aus dem Takt“, stellt Vincent Stamer fest. Zwar bauen sich seiner Aussage nach die Staus vor großen Häfen in China ab, aber dafür sehen die Kieler Forscher einen Aufbau von Staus vor US-Häfen.

Weiter sagt Stamer, dass das Frachtvolumen im Roten Meer schon seit Wochen mehr als zehn Prozent unter den eigentlich erwartbaren Mengen liege. Das sei für diesen Indikator für den europäisch-asiatischen Handel auffällig. Seit der ersten Corona-Welle habe es laut Stamer eine so lange und deutliche Abweichung nach unten nicht mehr gegeben.

Über den Kiel Trade Indicator

Der Kiel Trade Indicator schätzt die Handelsflüsse (Im- und Exporte) für 75 Länder weltweit, die EU sowie des Welthandels insgesamt. Die Grundlage dafür ist die Auswertung von Schiffsbewegungsdaten in Echtzeit. Dies geschieht mit einem am IfW Kiel programmierten Algorithmus unter Zuhilfenahme von künstlicher Intelligenz. Außerdem übersetzt dieser Algorithmus die Schiffsbewegungen in nominale, saisonbereinigte Wachstumswerte gegenüber dem Vormonat.