12 Thesen für den digitalen Wandel
Autor: Ralf Windmüller
Datum: 20.12.2016
Strategieberatung Oliver Wyman stellt Studie „Digitales Deutschland“ vor
In Deutschland stellen sich immer mehr Unternehmer die Fragen: Sind wir bereit für eine Zeit, in der Informationstechnologie zum entscheidenden Produktionsfaktor wird? Was passiert mit gestandenen Industrieunternehmen, wenn innovative Start-ups ganze Branchen revolutionieren. Und was geschieht mit den Arbeitnehmern, deren Jobs durch die Digitalisierung wegfallen? „Wir erleben in Deutschland eine große Verunsicherung“, erklärt Dr. Kai Bender, Partner und Leiter der deutschen Digital Practice bei Oliver Wyman. „Viele etablierte Unternehmen nehmen die Digitalisierung als Bedrohung wahr – dabei bietet sie gerade ihnen riesige Chancen.“ Konsequentes Agieren sei nun extrem wichtig, so Bender. „Ein Festhalten an vermeintlich unveränderlichen Ingenieurstraditionen wäre gefährlich.“ Zudem rät er von bloßem Aktionismus ab. Nur wer rational eine eigene Strategie aufsetzt, kann einen Vorteil generieren.
Insgesamt 18 Digitalisierungsspezialisten von Oliver Wyman haben in kompakter Form die erfolgversprechenden Faktoren einer digitalen Strategie zusammengefasst. Die Analyse „Digitales Deutschland“ kann so als Richtschnur aufgefasst werden. Sie liefert anschauliche Tipps, um die entscheidenden Punkte bei Wettbewerb, Organisation und Technologie zu erkennen und diese je nach Unternehmen und Branche richtig einzustellen. „Die Studie ist mithin ein Appell an die Marktführer: Stellt Euch der Digitalisierung, nutzt den Datenschatz, nehmt Eure Mitarbeiter mit auf die Reise“, mahnt Kai Bender.
Einige Eigenschaften, welche bislang Start-up-typisch sind, werden zukünftig auch für gestandene Unternehmen unverzichtbar werden: So müssen Geschäftsführer schneller auf das Tempo reagieren können, Informationstechnik muss im Stellenwert steigen und Strukturen müssen umgesetzt werden, die die Möglichkeit für rasantes Wachstum geben. Die digitale Revolution löst die bisherige Matrixorganisation komplett auf. Wer sich zwischen Divisionen und Funktionen verstrickt, kann keine flexiblen Prozesse vorantreiben. Auch die Auffassung, dass eine Digitalisierung nur punktuell realisierbar wäre, ist ein Irrglaube.
Den größten Umbruch erfährt das Verhältnis zum Kielenden: „Der Kunde ist König – endlich“, resümiert Bender. Zukunftsorientierte Geschäftsmodelle können nur wirken, wenn sie unbeirrt den Nutzen des Abnehmers im Blick haben. Wer sich die zugänglichen Daten seiner Kunden smart zu Nutze macht, kann deren Wünsche proaktiv in den Transformationsprozess integrieren. Dabei ist die Erfahrung der Mitarbeiter auch bei der Digitalisierung von großem Nutzen. Daher sei laut Bender in der Personalmannschaft ein gesunder Mix aus Digital Natives und etablierten Kräften nötig: „Viele Mitarbeiter werden sich bei richtiger Ansprache begeistern lassen.“ Für Bender ist klar: Deutschland bietet mit unter die besten Chancen für eine gelungene Digitalisierung.
Nachfolgen die zwölf zentralen Thesen der Digitalisierungsspezialisten von Oliver Wyman:
1. Neu entstehende Ökosysteme, nicht alte Industriestrukturen, bieten die größten Chancen.
2. Produktzentrierte Unternehmen müssen umdenken – und immer zentral vom Kundenbedürfnis ausgehen.
3. Auch in reifen Branchen gilt: „Leistung nach Vorschrift“ reicht nicht mehr aus. Kundenerlebnisse sind gefragt.
4. Wer die Gratwanderung zwischen Datenschutz und Datennutzung rechtssicher beherrscht, wird sich durchsetzen.
5. Agile Organisationsformen gedeihen nicht nur im sonnigen Silicon Valley. Deutsche Unternehmen können die Mehrheit ihrer heutigen Mitarbeiter erfolgreich mit auf die digitale Reise nehmen.
6. Der Aufbau neuer Geschäfte ist so einfach wie nie zuvor. Trial und Error gehört zum Geschäft.
7. Intelligente Bedarfsprognosen und automatisierte Steuerung machen Lieferketten deutlich effizienter.
8. Compliance ist eine Frage der Unternehmenskultur – auch agile Organisationen können sie einhalten.
9. Künstliche Intelligenz verändert unser Lernen und Arbeiten.
10. Blockchain ist keine Spielerei. Sie wird zur Grundlage für sichere Transaktionen in allen Branchen.
11. Robotik und Sensorik werden Effizienz und Qualität in der Produktion auf ein völlig neues Niveau heben.
12. Bestehende IT-Systeme müssen entrümpelt werden, so teuer sie auch waren. Offenen Schnittstellen (APIs) gehört die Zukunft.
Link zur Studie: http://www.oliverwyman.de/insights/publications/2016/dec/digitales-deutschland.html#.WFepGH1BSCK
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