Deutsche Autobauer nehmen Diesel-Updates ernst

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 03.06.2019

Andere EU-Länder hinken hinterher

Mittlerweile sind dreieinhalb Jahre vergangen seitdem der Abgasskandal bei Volkswagen aufgeflogen ist. Abgeschlossen ist das Thema jedoch noch lange nicht. Während die juristische Aufarbeitung noch nicht einmal richtig begonnen hat, sind die Straßen zudem immer noch voll mit Fahrzeugen mit manipulierter Dieselsoftware. Dies zeigen aktuelle Zahlen der EU-Kommission.

Auch wenn in Deutschland 99 Prozent der betroffenen Autos in der Werkstatt waren und das Software-Update aufgerüstet haben, so wurden in den mittel- und osteuropäischen Ländern nicht einmal die Hälfte der betroffenen Autos bearbeitet. Am niedrigsten ist die Rate in Rumänien, wo gerade einmal 37 Prozent der manipulierten Fahrzeuge in einer Werkstatt waren. Jedoch handelt es sich in dem Land um einen freiwilligen Rückruf.

Aus Sicht der Umweltorganisationen zu langsam

Doch selbst in Ländern, in denen die Umrüstung verpflichtend ist, ist es für Volkswagen noch ein langer Weg bis tatsächlich alle Fahrzeuge umgerüstet sind. Beispielsweise waren in Frankreich erst 74 Prozent der Autos in Werkstätten und auch in den Niederlanden ist die Situation ähnlich. In Österreich, Dänemark und Portugal sieht es etwas besser aus. Hier wurden bereits 85 Prozent der betroffenen Autos bearbeitet. Nur in Finnland ist man mit 95 Prozent nahezu so weit wie in Deutschland.

Umweltorganisationen erheben aufgrund der geringen Geschwindigkeit ihre Stimme: „Das derzeitige Schneckentempo, mit dem die Dieselautos in Europa sauberer gemacht werden, ist inakzeptabel“, sagt Florent Grelier von Transport & Environment. Nicht einmal die Zusagen der vergangenen Jahre wurden eingehalten. „Es ist Zeit, dass die Regierungen strenger werden und verpflichtende Rückrufe in der gesamten EU anordnen“, sagte Grelier. Neue Gesetze brauche man hierfür nicht. Ein politischer Wille allein reiche voll und ganz aus.

Das am stärksten betroffenen Modell des VW-Konzerns ist wohl der Porsche Cayenne. Zwar hat das Auto den berüchtigten Manipulationsmotor EA 189 nicht verbaut, jedoch stößt das Auto trotzdem enorm viele giftige Stickoxide aus, sodass es teilweise verpflichtend zurückgerufen wird. In Deutschland wurden bereits 92 Prozent der betroffenen Fahrzeuge abgearbeitet. Andere Länder haben nicht einmal angefangen, die Software-Updates aufzuspielen.

Auch bei den betroffenen Audi-Modellen hat man in Österreich noch nicht begonnen, obwohl es sich hierbei um ein Pflicht-Update handelt. In Deutschland liegt die Quote für die Modelle A6, A7 und A8 lediglich bei 49 bis 81 Prozent.

Doch nicht nur der Volkswagen-Konzern ist betroffen. Auch andere Hersteller haben mit verpflichtenden Rückrufen zu tun. BMW soll demnach erst 79 Prozent der betroffenen Fahrzeuge umgerüstet haben. Daimler hat gerade mal etwa ein Drittel (37 Prozent) der C-Klasse-Modelle bearbeitet.

„Der EU-Binnenmarkt versagt, wenn Dinge falsch laufen“

Verglichen mit Frankreich ist jedoch auch Daimler schon weit voraus. Bislang wurden lediglich drei Prozent der französischen C-Klassen umgerüstet. Bei den Modellen GLC, Vito und V-Klasse sieht es mit 88 Prozent jedoch schon um einiges besser aus.

„Der EU-Binnenmarkt versagt, wenn es um die Emissionen von Fahrzeugen geht, er funktioniert nur, wenn es ums Verkaufen von Autos geht, aber nicht bei Rückrufen, wenn Dinge falsch laufen“, kritisiert Florent Grelier. Es sei vor allem unakzeptabel, dass es für die Durchführung der Updates keine einheitliche Lösung für die EU-Länder gäbe. „Es darf keine Europäer zweiter Klasse geben, jeder Europäer hat das gleiche Recht auf saubere Luft.“