Dreier-Allianz zwischen Renault, Nissan und Mitsubishi ungewiss
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 27.11.2018
Zusammenarbeit überprüft aufgrund Betrugsvorwürfen
Nachdem Renaults Top-Manager Carlos Ghosn verhaftet und entlassen wurde, will der japanische Autohersteller Nissan die Kooperation mit dem französischen Konzern überprüfen. Darauf deutete eine Aussage von Nissan-Chef Hiroto Saikawa hin, so die japanische Nachrichtenagentur Kyodo auf Berufung eines Insiders. Saikawa solle bei einem Treffen mit Beschäftigten gesagt haben, die Allianz mit Renault sei „nicht ebenbürtig“.
Am 19. November wurde Ghosn verhaftet, da er und ein weiterer Manager Geldbezüge in öffentlichen Berichten an die japanische Börse falsch dokumentiert haben sollen. In Ghosns Fall waren die Beiträge zu niedrig gekennzeichnet. Während er bei Renault zunächst weiter als Vorstandschef beschäftigt ist, wurde er bei Nissan bereits entlassen. Auch Mitsubishi wird Ghosn höchstwahrscheinlich bei der kommenden Vorstandssitzung feuern, so japanische Medien.
Kooperation im Wackeln
Ghosn hatte zuvor eine Dreier-Allianz aus Renault, Nissan und Mitsubishi gebildet. Ob die Zusammenarbeit weiterlaufen soll, sollen laut den Japanern die Franzosen entscheiden. Nissan hat in den letzten Jahren rund 50 Prozent des Umsatzes von Renault ausgemacht. Renault besitzt eine Beteiligung an Nissan zu 43,4 Prozent und an Mitsubishi zu 34 Prozent. Nissan verfügt über einen Anteil von 15 Prozent an Renault, hat aber keine Stimmrechte.
Der französische Konzern leitete bereits interne Untersuchungen gegen den ehemaligen Top-Manager ein. Eine Rechnungsprüfung solle Fragen der Bezahlung und eine mögliche Unterschlagung von Gesellschaftsvermögen aufdecken, berichtet der französische Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire.
Der Staat ist von dem Vorfall ebenfalls betroffen, denn er besitzt einen Anteil von 15 Prozent an dem französischen Autobauer. Laut Le Maire wurden noch keine Beweise für die Vorwürfe aus Japan gegen Ghosn gefunden. Nachdem Renault über die Anschuldigungen informiert wurde, wurde direkt eine kommissarische Führung eingesetzt, Ghosn zunächst aber auf dem Chefposten behalten. Falls die Vorwürfe sich als wahr herausstellen, werde er aber auch Renault verlassen.
Verfälschung von Einkommen und Altersvorsorge
Weiterhin wurde von den japanischen Medien berichtet, Ghosn habe seit 2011 über fünf Jahre hinweg sein Einkommen in offiziellen Berichten verfälscht. Insgesamt 5 Milliarden Yen (rund 40 Millionen Euro) zu wenig Gehalt soll er angegeben haben. Ghosn wies die Vorwürfe zurück, kann nach dem japanischen Strafrecht trotzdem bis zu drei Wochen lang ohne Prozess festgehalten werden.
Ebenfalls schildert die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“, Ghosn habe acht Jahre lang eine arbeitnehmerfinanzierte Altersversorgung über rund 8 Milliarden Yen verheimlicht. In der „deferred compensation“ wird ein Teil des Gehalts für die Altersvorsorgezusage zurückgestellt. Bei Ghosn soll es sich dabei auf rund eine Milliarde Yen pro Jahr belaufen haben. Aus der Sicht der Staatsanwaltschaft hätte er dies in den Berichten an die Börse vermerken müssen.
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