Frankenschock: Einkaufsoptimierung bei ABB

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 20.10.2015

Wie ABB Schweizer Zulieferer stärkt

Durch den Frankenschock haben sich auch für ABB die Produkte ihrer Schweizer Lieferanten deutlich verteuert. Daher ist es für Konzerne wie ABB und Zulieferer wichtig die Einkaufsoptimierung gemeinsam zu meistern.

Einkaufsoptimierung im Konzern

 
Mit gutem Vorbild vorangehen. Die auf Energietechnik und Automation ausgerichtete ABB Asea Brown Boveri Ltd. versucht im gesamten Konzern Einsparpotenziale zu entdecken und zu nutzen. Den Fokus setzt man dabei auf die Einkaufs- und Supply Chain Optimierung. Der Konzern hat ein jährliches Einkaufsvolumen von rund 20 Mrd. $ und nutzt weltweit circa 3000 Zulieferer.

Kooperation mit KMU

 
Um ihren Einkauf zu optimieren, geht ABB das Vorhaben für einen Großkonzern eher untypisch an. KMU haben darunter zu leiden, dass sie von großen Konzernen dominiert werden. Es fällt ihnen schwer sich zu wehren, da sie schlichtweg nicht die nötigen Mittel dafür besitzen. Während andere KMU ihre Interessen hinten anstellen müssen, versucht der ABB-Konzern dabei durch gezieltes Zusammenarbeiten beiden Seiten Vorteile zu gewähren. Um das zu erreichen, sind sowohl Sorgfalt als auch Kreativität von Nöten.

Vorteile durch Logistik

 
Einkaufsoptimierung und Kooperation sind insbesondere für die Logistik von großer Bedeutung. Für die Lieferanten, welche das Logistikmanagement oftmals als störend empfinden und daher Einsparpotenziale liegen lassen, ist die Unterstützung in der Logistik hilfreich. Der Konzern ABB will die Logistik, beziehungsweise den Transport, übernehmen und im Gegenzug den Teilbetrag für den Transport von dem Verkaufspreis des Lieferanten abziehen. So wird dem Lieferanten die Möglichkeit gegeben, eine große Last abzugeben. Für Konzerne ist die Logistik das geringere Übel, weshalb sie diese gerne übernehmen, um den Einkauf zu optimieren. Gleichzeitig können auch Umweltfaktoren wie der CO2-Ausstoß positiv beeinflusst werden.

Lieferanten in der Schweiz

 
ABB hat auch in der Schweiz eine große Anzahl Lieferanten. Diese sind jedoch für ABB unter anderem auch wegen des Frankenschocks teurer als sie es in anderen Ländern. Das hat zur Folge, dass viele KMU in der Schweiz keine Chance haben, da ihr Produkt nicht mit den Preisen der internationalen Konkurrenz mithalten kann. Das sind vor allem die Lieferanten, welche leicht austauschbare Produkte anbieten, die zu weitaus geringeren Preisen an kostengünstigeren Produktionsstandorten beschaffen werden können. Nur spezialisierte Lieferanten können in der Schweiz langfristig Erfolge feiern. Daher rät auch der ABB-Konzern zu einer Entwicklung der Produkte in Industrieländern und einer Herstellung an günstigeren Standorten. So soll auch die Herstellung auf eine internationale Ebene gesetzt werden.

Konzern als Vermittler

 
Doch Lieferanten haben oftmals Probleme mit genau diesem Schritt. Es fehlt an Vermittlern im Unternehmen, welche in der Lage sind Auslandskontakte zu knüpfen. Hier will ABB eingreifen und den KMU unter die Arme greifen. So nehmen die ABB-Einkaufsmanager regelmäßig Geschäftsführer von Zulieferern mit in Schwellen- und Industrieländer. Dies ist sehr wichtig, da es oft vorkommt, dass sich ABB-Einkäufer aus dem Ausland bei den Lieferanten melden. Für diesen Fall müssen die Lieferanten bereit und flexibel sein. Der Konzern tut gut daran, den KMU zu vermitteln, wie sie Auslandskontakte zu bewerkstelligen haben und zeichnet sich durch seine bereits vorhandene Auslandserfahrung aus.

Was der Konzern braucht

 
Darüber hinaus sollten die KMU in der Lage sein zu verstehen, was der Konzern verlangt und warum. So ist es vielen KMU beispielsweise lästig, ihre Daten genauestens an den Konzern zu vermitteln. Ihnen muss allerdings klar sein, dass der Konzern einen Großteil dieser Daten benötigt, um überhaupt Geschäfte machen zu können und seinen Einkauf zu optimieren. Durch steigende gesetzliche Anforderungen an Lieferketten wird es für Konzerne immer wichtiger die Abläufe innerhalb ihrer Lieferkette zu kontrollieren. So sind beispielsweise Informationen über die Beschaffung in Konfliktgebieten obligatorisch für den Konzern. Die KMU wollen den Zeit- und Arbeitsaufwand, welcher für diese technischen Vorgänge benötigt wird, nicht aufbringen. Doch um den Konzern als langfristigen und zuverlässigen Kunden zu behalten ist genau dies erforderlich.