Geldstrafe für Monsanto soll herabgesetzt werden

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 24.10.2018

Mutterkonzern Bayer fordert weitere Senkung

Das Bayer-Tochterunternehmen Monsanto wurde in den USA aufgrund von angeblichen Krebsrisiken durch glyphosathaltige Unkrautvernichter zur Zahlung einer Strafe mehrerer Millionen US-Dollar verurteilt. Obwohl die Geldstrafe bereits auf 78 Millionen US-Dollar herabgesetzt werden soll, möchte sich der Mutterkonzern Bayer nicht mit diesem Urteil zufriedengeben und kündigte Berufung an.

Im August wurde über die Klage eines Mannes behandelt, welcher durch den Monsanto-Unkrautvernichter, wie beispielsweise Roundup und Ranger Pro, unheilbar an Lymphdrüsenkrebs erkrankte. Obwohl die Richterin Monsanto für schuldig erklärte, sollte die von den Geschworenen ursprünglich zugesprochene Schadensersatzsumme von über 200 Millionen Dollar verringert werden. Falls die Anwälte des Klägers ihre Zustimmung äußern, wird die Strafe auf insgesamt 78 Millionen US-Dollar verringert.

Der Industriekonzern Bayer, der Monsanto erst kürzlich übernahm, sieht das Urteil als „Schritt in die richtige Richtung“. Jedoch sei der Konzern davon überzeugt, dass das Urteil nicht zu den im Prozess vorgelegten Beweisen passe. Aufgrund dessen werde Bayer in Berufung gehen. Wie es nun weitergeht, wird der Kläger Dewayne „Lee“ Johnson entscheiden. Bis zum 7. Dezember muss er seine Entscheidung zu dem verminderten Schadenersatz mitteilen. Da Johnson laut den Ärzten nur noch wenig Lebenszeit bleibt, hat er in Kalifornien Anrecht auf einen schnelleren Prozessbericht. In den USA laufen aktuell zahlreiche Klagen gegen Monsanto aufgrund möglicher Erkrankungen durch Glyphosat.

Geschworene stimmten für hohe Strafe

Die Geschworenen stimmten fast ausschließlich dem Kläger zu und sahen es als offensichtlich, dass Monsantos Produkte Krebs verursachen. Zudem befand die Jury, der Hersteller weise die Verbraucher nicht ausreichend auf das Risiko seiner Produkte hin und habe daher sogar vorsätzlich gehandelt. Es wurde ein Strafschadenersatz von 250 Millionen US-Dollar beschlossen, den die Richterin nun als zu hoch empfindet.

Der Beweis, dass Monsantos Verkaufsschlager Roundup Krebs verursacht, steht noch aus. Die Internationale Krebsforschungsagentur der Weltgesundheitsorganisation (WHO) befand den Unkrautvernichter 2015 als „wahrscheinlich krebserregend“ für Menschen. Monsanto und Bayer stritten dies ab und berufen sich auf „mehr als 800 wissenschaftliche Studien, die US-Umweltbehörde EPA, die Nationalen Gesundheitsinstitute und Aufseher weltweit“, die laut den Unternehmen bestätigen, dass Glyphosat kein Krebs auslöst.

Urteil besitzt hohe Bedeutung

Für Bayer ist der Ausgang der Gerichtsverhandlung von enormer Wichtigkeit, da in den USA aktuell 8.700 Klagen gegen Monsanto aufgrund möglicher Erkrankungen durch Glyphosat laufen. Bayer muss sich nun mit diesen auseinandersetzen. Der Fall Johnson ist jedoch besonders bedeutend, da es das erste Urteil wäre und richtungsweisend für den Ausgang zahlreicher weitere Klagen sein könnte. Die Auswirkungen waren unmittelbar an der Börse zu sehen: Der Kurs der Bayer-Aktie stürzte um acht Prozent ab.