Gerry Weber: Sanierung im vollen Gange

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 08.04.2019

Schließung von 120 Filialen bundesweit

Erst Anfang des Jahres hatte der schwer angeschlagene Modehersteller Gerry Weber einen Insolvenzantrag mit Eigenverwaltung gestellt, mit dem Ziel der Unternehmenssanierung. Diese ist nun im vollen Gange: In Deutschland sollen 120 Geschäfte geschlossen und 454 Stellen abgebaut werden. Davon werden 300 Mitarbeiter aus den Filialen und der Rest aus der Verwaltung entlassen. Europaweit sollen 180 Läden mit einer entsprechenden Mitarbeiteranzahl geschlossen werden.

Es wurde bereits eine entsprechende Einigung mit den Arbeitnehmervertretern unterzeichnet, so das Unternehmen. Weiterhin heißt es, die Maßnahmen werden „umgehend umgesetzt“. Ende 2021 soll die Neupositionierung vollständig abgeschlossen sein. Die Betroffenen werden über Sozialpläne Abfindungen und Transferangebote bekommen. Ab sofort wurden das Urlaubsgeld und Jahressonderzahlungen für alle Beschäftigten abgestellt.

Laut dem Unternehmen sei die Finanzierung des Geschäftsbetriebs bis 2020 sichergestellt. Gerry Weber merke jetzt schon Rückenwind im Markt durch die umgesetzten Maßnahmen, so Vorstandschef Johannes Ehling. „Die Effekte aus den leider unverzichtbaren Sanierungsmaßnahmen werden diesen Rückenwind sicherlich verstärken.“

Gründe für die Insolvenz

Zu der Muttergesellschaft Gerry Weber gehören auch die Marken Hallhuber, Samoon und Taifun. Der Modehändler ist seit längerer Zeit von Umsatzrückgängen und roten Zahlen betroffen.

Mitte Januar musste die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr nach unten gesetzt werden. Im Zuge dessen wuchs der erwartete Vorsteuerverlust für das Geschäftsjahr 2017/2018 auf über 192 Millionen Euro. Der Umsatz betrug 790 Millionen und verfehlte das Ziel um 50 Millionen Euro.

Gründe für die Insolvenz von Gerry Weber gibt es mehrere. Zum einen steht der Modehändler im Bereich E-Commerce unter hohem Druck durch seine schwache Positionierung im Online-Handel. Zum anderen ist der Wettbewerb durch Unternehmen die H&M und Zara härter geworden.

Weiterhin haben die Marken des Konzerns in den vergangenen Jahren stark an Attraktivität eingebüßt. Das Image ist altbacken und innovationslos. Auch die modernere Tochter Hallhuber läuft nicht gut.

Auch das Management trug zu der aktuellen Situation bei: Mit der Eröffnung zahlreicher Filialen gleichzeitig hatte sich das Unternehmen übernommen. Man versuchte, dem mit Personalabbau, Ladenschließungen und Umstrukturierungen entgegenzuwirken – jedoch zu spät.