Großaktionär steigt bei Metro ein
Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 30.08.2018
Übernimmt der tschechische Milliardär den Großhandel?
Der tschechische Braunkohle-Milliardär Daniel Kretinsky wird als Großaktionär bei dem Großhandelsriesen Metro einsteigen. Dies wurde in einer offiziellen Mitteilung am Freitagabend bekannt gegeben. Kretinsky plant auch bei dem ehemaligen Schwesterunternehmen, dem heute selbstständigen Media-Saturn Mutterunternehmen Ceconomy, ein großes Metro-Aktienpaket zu kaufen.
Somit hat der Tscheche eine gute Chance, die Aktienmehrheit zu erlangen. Falls der Milliardär dies durchsetzt, wäre eine Komplett-Übernahme von Metro möglich. Diese Aussicht sorgte dafür, dass die Aktie von Metro am Montagvormittag teilweise um 20 Prozent anstieg. Danach sank das Plus aber wieder gering.
Kretinskys Arbeit in Europa
Auf der Forbes-Liste steht der 43-jährige Kretinsky aktuell auf Platz 923 mit einem Vermögen von 2,2 Milliarden Euro. Seinen Erfolg erreichte der Investor hauptsächlich durch die Strom- und Braunkohleindustrie. Der Tscheche ist Chef und Miteigentümer des größten zentraleuropäischen Stromkonzerns EPH. Dieser erwirtschaftete letztes Jahr sechs Milliarden Euro Umsatz und beschäftigt rund 25.000 Menschen. Zudem ist Kretinsky Miteigentümer der großen tschechischen Zeitung Blesk sowie von E-Commerce-Unternehmen in mehreren Ländern.
Kretinsky machte sich erstmals in Deutschland einen Namen, als EPH vor rund zwei Jahren die Braunkohletagebaue und Kraftwerke von Vattenfall in Brandenburg und Sachsen kaufte. Weiterhin hat Kretinsky einen Abschluss in Politikwissenschaften.
Eigene Ideen in Metro einbringen
Kretinsky sei über die Herausforderungen von Metro im Bilde, „einschließlich der Digitalisierung und der damit verbundenen Kundenlösungen“, so der baldige Großaktionär in einer ersten Stellungnahme. Er sei zuversichtlich, dass Metro die richtigen strategischen Antworten kenne, trotzdem werde er seine Vorstellung mit einfließen lassen. Metro zeigt sich bisher gelassen: „Wir begrüßen diesen Investor und freuen uns darauf, seine Vorstellungen kennenzulernen“, so ein Sprecher.
Mehrheit durch Kauf mehrerer Aktienpakete
Kretinsky hat bereits weitere Schritte eingeleitet, um das Unternehmen unter Kontrolle zu bringen. Gemeinsam mit einem tschechischen Geschäftspartner gehört ihm die Investmentfirma EP Global Commerce, die von der Duisburger Familienholding Haniel ein Aktienpaket von 7,3 Prozent erwerben soll. Die Zustimmung des Aufsichtsrats der Holding sowie des Kartellamtes ist noch nicht gefallen.
Danach besteht die Möglichkeit, ein weiteres Paket von 15,2 Prozent zu kaufen. Kauft Kretinsky weitere 9,9 Prozent der Metro-Aktien mit Ceconomy, hat er die Grenze für ein allgemeines Abfindungsangebot an die anderen Aktionäre überschritten. Somit könnte der Tscheche Metro von der Börse nehmen und der Konzern wäre, wie bei seiner Gründung im Jahr 1963, ein reines Privatunternehmen.
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