Ikea ändert Strategie ausgewählter Filialen

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 09.04.2018

Dezentrale Lage abseits des Stadtzentrums nicht mehr zukunftsfähig

Um noch näher an seine Kunden ranzukommen, krempelt Ikea nun seine bisherige Strategie für einige Standorte um: „Neue Märkte werden künftig vor allem in den Innenstädten und Metropolregionen entstehen. Format und Größe werden unterschiedlich sein“, sagte Johannes Ferber, Expansionschef von Ikea Deutschland. „Wichtig ist eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Auch Kunden ohne Auto müssen uns gut erreichen können.“

„Wir werden kaum noch neue Standardstores sehen und erst recht nicht auf der grünen Wiese“, sagte Ferber. So wurde der Plan für das Haus in Bottrop zum Beispiel komplett gestrichen. „Die dezentrale Lage des Grundstücks abseits des Stadtzentrums ist nicht mehr zukunftsfähig“, sagte Ferber. Zwar soll das bestehende Haus in Essen erneuert werden und es soll Neuansiedlungen in Bochum und Herne geben, die Pläne für das bereits seit langer Zeit angedachte Möbelhaus in Castrop-Rauxel gehören jedoch der Vergangenheit an. „Im Ruhrgebiet bewertet Ikea das Potenzial inzwischen anders als noch vor ein paar Jahren“, sagte Ferber. Angesichts der neuen Strategie ist es schwer zu sagen, ob die Zahl der Möbelhäuser in den nächsten Jahren von 53 auf deutschlandweit 70 steigen werde.

Momentan wird der Standort Memmingen geprüft. Ursprünglich war hier ein Standard-Einrichtungshaus geplant. Dieser Plan wurde jedoch verworfen, ein neues Konzept gibt es noch nicht. Auf der Agenda steht weiterhin der Neubau eines Einrichtungshauses in Nürnberg sowie München-Eching. Hier wird allerdings noch über Format und Größe verhandelt.

2014 sammelte Ikea mit dem City-Store in Hamburg-Altona erstmals Erfahrungen in einer Innenstadt. „Wir werden Altona so aber nicht wiederholen. Wir wollen individuelle Standorte entwickeln, zum Beispiel ohne komplettes Warenlager“, sagte der Manager. So sei es zum Beispiel vorstellbar Stores in Fußgängerzonen, Warenhäusern und Einkaufszentren zu eröffnen.

Für die Innenstädte hat Ikea auch andere innovative Pläne, so könnten auf den Dächern eines Ikea-Hauses beispielsweise Büros oder Wohnungen entstehen. „Wir trauen uns zu, solche Modelle zu entwickeln. Umgesetzt werden sollten sie dann mit lokalen Partnern“, sagte Ferber.

Doch auch wenn der Trend dahin geht die Innenstädte zu besiedeln, werden die bereits existierenden Häuser außerhalb der Zentren weiterhin eine wichtige Rolle spielen. „Die Kunden möchten sich Möbel ansehen und ausprobieren und später vielleicht online bestellen. Wichtig ist für uns eine enge Verzahnung von stationärem und Online-Handel“.

Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/2017 war das Wachstum von Ikea in Deutschland nicht mehr so schnell wie noch zuvor. Auf dem wichtigsten Einzelmarkt setzten die Schweden rund 4,9 Milliarden Euro um, ein Zuwachs von 2,4 Prozent. Im Vorjahr waren es noch 7 Prozent.