Konkurrenz für Uber: Bosch zukünftig mit eigener Mobilitätsplattform

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 23.02.2018

Autozulieferer übernimmt Mobilitäts-Start-up SPLT

Bosch teilte am Mittwoch auf der Konferenz „Bosch Connected World 2018“ mit, dass das Stuttgarter Unternehmen das US-Start-up SPLT, welches unter anderem Mitfahrgelegenheiten für Firmenkunden vermittelt, übernehmen wird.

Bosch setzt damit einen Fuß in einen wichtigen Wachstumsmarkt: Die Zahl der Nutzer von Ride Sharing-Apps zur Bildung von Fahrgemeinschaften und Vermittlung von Fahrdiensten soll bis 2022 auf weltweit etwa 685 Millionen ansteigen. Als weltweit größter Automobilzulieferer stellt das Unternehmen sich mit dieser Entscheidung ganz klar gegen seine bisherigen Kunden zu denen auch Daimler, Volkswagen und BMW zählen. Mit dem Kauf von SPLT greift Bosch jedoch nicht nur den Markt für Mobilitätsplattformen an, auf dem unter anderem auch Daimler vertreten ist, auch das Gebiet des Taxi-App-Giganten Uber kommt dadurch ins Wanken.

Der große Vorteil von Bosch ist es, dass Daimler oder Uber ihre Systeme bislang nicht auf Unternehmen und Pendler ausgerichtet hat. SPLT hingegen setzt mit 140.000 Kunden genau an dieser Stelle an. Unternehmen, Universitäten oder Stadtverwaltungen können über die Plattform Fahrgemeinschaften für ihre Mitarbeiter organisieren. Vorteil davon ist es, dass die Nutzer des Systems nicht in die Autos von komplett Fremden Menschen einsteigen müssen. „Zusammen mit Bosch sehen wir gute Chancen für weltweites Wachstum“, sagte Anya Babbitt, Mitgründerin und CEO des Detroiter Start-ups. Der Kaufpreis ist unbekannt.

Bosch verfügt mittlerweile über 20 Services aus dem Sektor „Shared Mobility“. „Mit der Vernetzung denken wir nicht nur Autos neu, sondern auch die Art, wie wir Verkehrsmittel nutzen“, sagte CEO Denner. Bereits 600 Bosch-Mitarbeiter sind für den Bereich der Mobilitätsdienste zuständig. Zukünftig wird der Automobilzulieferer an dieser Stelle jedoch noch weiter aufstocken: Laut Prognosen sollen bis 2025 weltweit rund 470 Millionen vernetzte Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sein. Schon in vier Jahren wird das Marktvolumen für Mobilitätsdienste bei 140 Milliarden Euro liegen.

Untersuchungen dieser Art sind die Grundlage für die Strategie von Bosch. „Das vernetzte Fahren ist für Bosch ein Wachstumsfeld. Bosch strebt mit seinen Lösungen ein deutlich zweistelliges Wachstum an“, sagte Denner.
Zudem stellte der Bosch-Chef digitale Dienste für Elektrofahrzeuge vor: Das Elektroauto soll dadurch in Zukunft wissen, wann der Strom ausgeht und wo die nächste Strom-Tankstelle liegt. Mit Hilfe digitaler Karten und aktueller Verkehrsinformationen soll so die Leistung der Batterie optimal ausgenutzt werden. Die sogenannte „Reichweiten-Angst“, welche Kunden vom Kauf eines E-Autos abhält soll damit überwunden werden.

Eine weitere neue Dienstleistung hilft dabei, die Energiebilanz während des Ladevorgangs des E-Autos zu verbessern. Dafür muss das Elektroauto nur in das Stromnetz des Smart Homes integriert werden und schon unterstützt die Batterie des Autos den Stromspeicher der Photovoltaik-Anlage. Tagsüber nimmt das Auto den überflüssigen Solarstrom auf und kann diesen nachts, sofern der Bedarf besteht, wieder eingespeist werden. „Für Bosch geht Mobilität über das Auto hinaus“, betonte Denner.

Im vergangenen Jahr hat Bosch bereits 38 Millionen internetfähige Produkte an den Mann gebracht. Bis 2020 soll der Smart-City-Markt jedes Jahr um rund 19 Prozent auf etwa 700 Milliarden Euro wachsen. Um auf dem Markt mithalten zu können, investiert der Konzern derzeit 300 Millionen Euro in ein Zentrum für Künstliche Intelligenz.

Dank des starken Stammgeschäftes sind Investitionen dieser Art kein Problem für Bosch. 2017 war mit einem Umsatzplus von 6,7 Prozent auf 78 Millionen Euro ein extrem starkes Jahr für Bosch. Und auch das operative Ergebnis verbesserte sich von 4,3 auf 5,3 Milliarden Euro. Insgesamt entspricht das einer Erhöhung der Umsatzrendite von 5,8 auf 6,8 Prozent. Dennoch ist Denner für dieses Jahr vorsichtig und plant bloß mit einem Wachstum von etwa zwei bis drei Prozent.