Saudi-Arabien: Aramco plant den Börseneintritt

Autor: Thanh Duy Tran
Datum: 05.11.2019

Investitionen sollen Wirtschaftssektoren aufbessern

Der Energiekonzern Aramco gibt bekannt, dass das Unternehmen einen Antrag zum Börseneintritt gestellt hat. „Ich verkünde hiermit Aramcos Absicht, an die saudi-arabische Börse zu gehen.“, sagt Amin al-Nasser, der Präsident von Aramco. Zudem sei die saudi-arabische Kapitalmarktbehörde entschlossen, den Konzern in der Börse zu registrieren. Wann dies genau stattfinden wird, soll vorerst ein Staatsgeheimnis bleiben.

Prinz Mohammed ist der Entscheidungsträger

Der saudi-arabische Energieminister, Abdulaziz bin Salman teilte vor ein paar Tagen mit: „Er wird zur richtigen Zeit kommen, mit dem richtigen Ansatz, und bestimmt mit der passenden Entscheidung. Und es wird eine saudi-arabische Entscheidung. Genauer gesagt: eine Entscheidung von Prinz Mohammed.“ Der weltgrößte Energiekonzern befindet sich noch zu 100 Prozent im Besitz der saudi-arabischen Königsfamilie – ca. 60 Prozent der Regierungseinnahmen ergeben sich aus den Einnahmen von Aramco.
Bereits 2016 gab der Kronprinz Mohammed den zukünftigen Börseneintritt bekannt. So soll die Wirtschaft von Saudi-Arabien deutlich gestärkt werden und die Abhängigkeit vom Öl reduziert. Investitionen, die sich aus dem Gewinn von Aramco ergeben, werden eingesetzt, um andere Wirtschaftssektoren auszubauen.

Überschätzt sich der Kronprinz?

Geplant sei von Kronprinz Mohammed, dass der Konzern mit zwei Billionen US-Dollar verwertet wird und ganze 5 Prozent als Anteil für Investoren geboten werden. Somit sollen 100 Milliarden Euro erbracht werden. Fachleute bewerten dies als übertrieben – vergleichsweise werden US-Technologie-Konzerne wie Microsoft oder Apple mit nur einer Billionen US-Dollar bewertet.

„Es gibt Zurückhaltung bei den möglichen Aramco-Investoren. Sie sagen: ‚Bis wir keine unabhängige und internationale Prüfung der saudi-arabischen Reserven vorliegen haben, werden wir die erhofften Summen nicht investieren’“, erklärt Mamdouh Salameh, Spezialist für Ölwirtschaft und Berater für Weltbanken. Außerdem müssen die sinkenden Ölpreise beachtet werden, welche auf die steigende Ölproduktion den USA zurückzuführen sind. Ebenfalls bringen die letzten zwei Angriffe auf die Aramco-Anlagen im September niedrige Zahlen, da Produktionsausfälle nicht vermieden werden konnten und sämtliche Investoren nun große Sorgen tragen.

Erster Aktienhandel vorerst in Saudi-Arabien

Es besteht die Möglichkeit zur Annahme, dass nun eine geringe Bewertung auf Aramco zukommen könnte – die sich aus der Bekanntgabe des Börsengangs ableiten lässt. Daher hofft Kronprinz Mohammed, dass der Börsenstart gut verläuft und den Unternehmenswert steigern lässt, bevor der Aktienhandel im Ausland beginnt. Eingeweihte Kreise des Unternehmens gaben bekannt, dass die Aktien wohlmöglich im Dezember zum ersten Mal auf den saudi-arabischen Märkten gehandelt werden.