Studie: Einkommensverluste durch Brexit

Autor: Marcus Schilling
Datum: 22.03.2019

Verlust von 10 Milliarden Euro in Deutschland

Laut einer Studie der Bertelsmann Stiftung kommen auf Deutschland hohe Einkommensverluste zu, falls ein ungeordneter Brexit stattfindet. Das Bruttoeinkommen würde in Folge dessen in Höhe von 10 Milliarden Euro sinken. Pro Person wären das rund 115 Euro weniger.

Demnach wäre Deutschland, nach Großbritannien selbst, das Land mit dem am stärksten betroffenen Bruttoeinkommen. Danach folgen Frankreich und Italien. In einer Simulation wurde ermittelt, welcher Einkommensverlust auf Großbritannien im Falle eines No-Deal-Brexits zukäme. Im Jahr würden 57 Milliarden Euro weniger Bruttoeinkommen erwirtschaftet werden – pro Kopf rund 857 Euro. Frankreich muss mit fast 8 Milliarden und Italien mit fast 4 Milliarden Euro weniger rechnen, so die Ergebnisse der Studie.

Weiterhin berichtet die Studie, die negativen Auswirkungen könnten von einem geordneten Brexit mit Austrittsabkommen abgefedert werden. Basierend auf amtlichen Handelsdaten haben die Autoren für die beiden möglichen Szenarien Einkommensentwicklungen auf Grundlage erwarteter Veränderungen beim Bruttoinlandsprodukt erstellt. Die erwarteten Verluste sind neben Zöllen, die die Preise der Waren anheben, auf einen sinkenden Wettbewerb in Europa mit negativen Folgen für Preis- und Lohnentwicklung zurückzuführen.

NRW besonders betroffen

Obwohl 10 Milliarden Euro Einkommensverlust jährlich eine hohe Summe sind, sei dies aber trotzdem nur 0,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, so Mitautor Dominic Ponattu. Regional seien Unterschiede zu erwarten. Insbesondere Nordrhein-Westfalen werde besonders betroffen sein, da Großbritannien ein starker Handelspartner für den NRW-Export ist. Auch Bayern wird die Auswirkungen mit am stärksten spüren. Weiterhin treffe der Brexit Regionen, in denen viele mittelständische Unternehmen angesiedelt sind, wie beispielsweise das Rheinland sowie die Umgebung von Stuttgart und Hamburg, am meisten.

Handel außerhalb Europas attraktiver

Im Falle eines Brexits mit Austrittsabkommen sagt die Simulation weit weniger negative Auswirkungen voraus. In Deutschland werden die Einkommensverluste auf rund 5 Milliarden Euro geschätzt. In der gesamten EU würde sich der Verlust auf die Hälfte reduzieren auf rund 22 Milliarden Euro.

Von dem Brexit profitieren könnten die USA und China. Auch in Russland wird ein leichter Einkommenszuwachs erwartet. Wenn der Handel innerhalb Europas teurer werde, würden die „Wirtschaftsbeziehungen mit dem Rest der Welt“ attraktiver, erläutert Ponattu.