ver.di Studie: Zunehmende Belastung und Arbeitshetze der Beschäftigten aufgrund Digitalisierung

Autor: Sebastian Thelen
Datum: 14.06.2017

ver.di fordert Mitbestimmungsrechte bei der Arbeitsmenge

Die zentralen Befunde einer neuen Studie zur „Digitalisierung und Arbeitsqualität“ im Dienstleistungssektor im Auftrag der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) geben Aufschluss über eine Steigerung der Belastung und Arbeitshetze aufgrund der zunehmenden Digitalisierung. Insbesondere nehmen die psychischen Belastungen der Beschäftigten zu, die körperlichen Belastungen gehen in dieser Zeit zurück. Dieses Ergebnis ist darauf zurückzuführen, dass die Beschäftigten, die mehr Einfluss auf die Gestaltung ihrer Arbeit haben, weniger unter den Folgen der Digitalisierung leiden. Die Studie erfolgte auf Basis einer Sonderauswertung des DGB-Index Gute Arbeit 2016. Am 12.Juni begann der Digital-Gipfel der Bundesregierung in Ludwigshafen.

Mittlerweile sind demnach 83 Prozent der Beschäftigten im Dienstleistungssektor von Digitalisierung betroffen – zumeist bei der Kommunikation, gefolgt von der Arbeit mit elektronischen Geräten und von softwaregesteuerten Arbeitsabläufen. Ganze 47 Prozent der Betroffenen gaben an, dass die Digitalisierung zu einer Steigerung der Arbeitsbelastung geführt habe. Eine steigende Arbeitsmenge geht dabei einher mit Arbeitshetze und Zeitdruck sowie erhöhtem Multitasking.

„Es ist offensichtlich, dass eine digitalisierte Arbeitswelt mit der Regulation von Arbeitszeitlänge und Arbeitszeitlage allein nicht wirksam human gestaltet werden kann. Wir brauchen Mitbestimmungsrechte bei der Arbeitsmenge und zwar bald. Die Anzahl der Menschen, die unter steigender Arbeitsmenge leiden, wird sonst zunehmen“, betont ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder.

Die Befunde für die ausgewählten Branchen fallen unterschiedlich aus: Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnikbranche beklagen die Beschäftigten den Zeitdruck. 65 Prozent der Betroffenen arbeiten gehetzt und für 61 Prozent hat sich die Arbeitsmenge erhöht. Auch die Sorge um den Arbeitsplatz ist gestiegen – bei den Beschäftigten in Banken mit hohem Digitalisierungsgrad der Arbeit, befürchten etwa 60 Prozent der Befragten, dass infolge der Digitalisierung ihr Job wegfällt. Die Studie der ver.di fasst ebenfalls die öffentlichen Verwaltungen, den Verkehr, den Einzelhandel, die Krankenhäuser, sowie die Energieversorgung ins Visier.