Vodafone teilt Kabelnetz mit anderen Anbietern

Autor: Marcus Schilling
Datum: 08.05.2019

Telefónica erhält als erstes Zugang

Vodafone gibt sein Monopol auf dem deutschen Breitbandmarkt auf: Die Mobilfunkgesellschaft gab bekannt, sein Kabelnetz für andere Anbieter verfügbar zu machen. Dies wurde zuvor aus angeblichen technischen Gründen von den Kabelnetzbetreibern stets abgelehnt.

Als erstes soll O2 die Haushalte mit schnellen Anschlüssen versorgen dürfen. Die beiden Unternehmen informierten über eine gemeinsame Vereinbarung, nach der O2 in Zukunft die Kabelnetz-Infrastruktur von Vodafone nutzen darf. Laut einem Unternehmenssprecher handele es sich dabei nicht nur um Vorleistungsprodukte mit anderen Namen, wodurch O2 eigene Produkte entwickeln könne.

Versorgung von 23,7 Millionen Haushalten

Zunächst sollen im Rahmen der Vereinbarung Anschlüsse mit einer Download-Geschwindigkeit von bis zu 300 Mbit/s verfügbar sein. Bis die Zusammenarbeit offiziell begonnen hat, bleibt Vodafone der alleinige Nutzer der schnelleren Leitungen mit bis zu 1 GBit/s per DOCSIS 3.1.

O2 kann dann 23,7 Millionen Haushalte mit den schnelleren Verbindungen ausstatten und damit die VDSL-Vorleistungen von der Telekom und anderen Anbietern erweitern. Der Vertrag soll langfristig ausgelegt sein – O2 hat sich jedoch verpflichtet, eine Mindestanzahl an Kunden während der Vertragslaufzeit zu gewinnen. Eine genaue Zahl ist nicht bekannt.

Übernahme von Unitymedia

Bevor O2 den Zugriff auf das Netz erhält, müssen einige Voraussetzungen erfüllt werden. Hauptsächlich handelt es sich hierbei um die Übernahme des Kabelnetzanbieters Unitymedia durch Vodafone. Dies kann jedoch nur mit Genehmigung der EU-Kommission erfolgen – wird diese abgelehnt, verfällt auch die Vereinbarung mit Telefónica. Zuletzt deutete es eher auf eine Absage der EU-Kommission hin.

Vodafone verheimlichte nicht, dass der Vertrag mit O2 nur geschlossen wurde, um die Übernahme über die Bühne zu bekommen: „Mit dem der EU-Kommission vorgestellten Maßnahmenpaket bietet Vodafone eine Lösung für eine potenzielle Verminderung des Wettbewerbs durch Vodafones DSL-Angebote im Unitymedia-Gebiet sowie Bedenken hinsichtlich möglicher Wettbewerbsbeschränkungen im Fernsehmarkt“, so eine Unternehmensmitteilung.

Durch die Übernahme von Unitymedia möchte Vodafone nach eigenen Angaben den Wettbewerb auf dem Markt erhöhen und „erstmals neben der Telekom einen zweiten, bundesweiten Festnetz-Anbieter“ schaffen.

Ab 2020 neue Anschlüsse

O2 kann durch die Vereinbarung mehr Kunden per Festnetzleitung versorgen und wird unabhängiger von der Telekom und ihren VDSL-Vorleistungen. „Durch das geschlossene Kabel-Abkommen können wir künftig Millionen zusätzlicher Haushalte in Deutschland mit Highspeed-Internet ausstatten. Durch die Ergänzung mit schnellen Kabelanbindungen haben wir nun Zugriff auf ein umfangreiches Infrastruktur-Portfolio“, so Markus Haas, CEO von Telefónica Deutschland.

Die Vermarktung der O2-Anschlüsse per Kabel soll voraussichtlich im Jahr 2020 starten. Neben der noch unklaren Übernahme von Unitymedia liegt dies ebenfalls an der Errichtung von Schnittstellen zwischen den Netzen. Daher kann O2 bisher auch noch keine genaueren Angaben machen.

Mit einem Start der Vermarktung von O2-Anschlüssen per Kabel ist erst im Jahr 2020 zu rechnen, wie ein Sprecher inside handy mitteilte. Der Grund ist nicht nur die schwebende Übernahme der Unitymedia. Auch die Schaffung von technischen Schnittstellen zwischen dem Vodafone-Kabelnetz und der Telefónica müssen noch realisiert werden. Entsprechend kann O2 auch noch keine Angaben zu den Endkunden-Angeboten machen.