VW bald auch in der Türkei

Autor: Marcus Schilling
Datum: 08.10.2019

Trotz schwankender Wirtschaft neues Werk

Trotz instabiler Lage in der Türkei, investiert Volkswagen in ein neues Werk. Es ist ein wichtiger Schritt für die Wirtschaft des Landes und wird groß willkommen geheißen. „Wir sind ein Land, in das wieder investiert wird“, betont Nusret Altinbas von Alnus Yatirim, einer Beratungsfirma. Manisa ist der Standort einer Tochtergesellschaft VWs. Das Kapital beträgt 150 Millionen Euro und das Unternehmen wurde im Handelsregister wahrgenommen.

Grund für die Errichtung des Werks, ist die Planung in die E-Mobilität an deutschen Standorten umzusteigen. Momentan wird das Werk in Zwickau in Angriff genommen. Darauf werden die Werke in Emden und Hannover umgebaut werden. Daher besteht Notwendigkeit weiterer Kapazitäten für den Passat und den Superb der Schwestermarke Skoda.

Somit sind es 123 Werke an der Zahl in der ganzen Welt. VW ist ebenfalls in den USA, sowie China und Brasilien vertreten. Genauso in anderen Ländern, wobei die Türkei eine kleine Herausforderung darstellen wird.

In den letzten Jahren erhaschte die Türkei insgesamt 70.000 Investitionen von auswärts. Dabei ist jede zehnte eins aus Deutschland. Im Jahr 1999 waren es nur 4050 Investoren.

Autohersteller: Größte türkische Unternehmen

Die wirtschaftliche Politik der AKP-Regierung unter dem Staatschef Erdogan, sorgte dafür, dass die Türkei auf dem 43. Platz des „Doing Business Index“ der Weltbank erscheint. Dieser Index gibt einen Indikator für die Bedingungen ausländischer Investoren vor. Außerdem hat Erdogan seit der Übernahme der Regierungsgeschäfte im Jahr 2003 verschiedenste Reformen durchgeführt und bürokratische Hürden überwunden. Meistens geschah dies zwar zum Vorteil für die Investoren, jedoch wurde die Umwelt dabei vernachlässigt. Als Beispiel genommen, als ein kanadisches Unternehmen in der Westtürkei in einem Waldgebiet vorhatte nach Gold zu suchen. Ergebnis waren tausende Protestanten, die sich gegen die bevorstehende Abholzung wehrten.

Es ist jedoch überraschend, dass VW erst jetzt die Türkei als Produktionsstätte in Betracht zieht. Denn die fünf größten Unternehmen des Landes sind Ford, Toyota, Renault und Fiat. Ebenso steht Hyundai auf dem zehnten Platz und Mercedes besetzt den zwölften. Zudem besitzt fast jedes Automobil in Deutschland ein türkisches Teil.

Alper Kanca, Präsident des türkischen Automobilzuliefererverbandes Taysad, weist auf die ausgezeichnete Infrastruktur hin. Dessen Zentren liegen in Bursa und Manisa, die erst kürzlich durch eine Autobahn verbunden wurden.

Dabei ist dies nicht der einzige Vorteil des Landes. Der Markt ist sehr vielversprechend und unter den 82 Millionen Bewohnern ist eine junge hochragende Menschenmenge zu finden. Viele deutsche Unternehmen haben dieses Potenzial erkannt und nutzen die strategisch günstige Lage.

Türkische Wirtschaft schwächelt

Nicht das Kaufpotenzial der türkischen Bürger bereitet Kopfzerbrechen, sondern deren Zahlungsfähigkeiten. Bereits 2018 brach die türkische Lira fast zusammen, unter dem ebenfalls der Autoabsatz leiden musste und zur Hälfte sank. Im vergangenen Juli wurden bereits zwei Drittel weniger Automobile verkauft, als im Vorjahresmonat. Auch VW musste 77 Prozent weniger Umsatz verkraften, als ein Jahr zuvor.

Thomas Langen, Türkei-Experte beim Kölner Kreditversicherer Atradius erklärt, „Aufgrund der schwachen Inlandsnachfrage, der hohen Inflation und erhöhter Steuern kommt es zu einem deutlichen Rückgang der Branche auf dem Inlandsmarkt“. Durch die vielen Hürden, die Türkeis Wirtschaft erleiden musste, hat die Zahlungsmoral türkischer Geschäftspartner abgenommen.

Aber um auch mal etwas Erleichterung zu spüren, ist der Absatz im September fast doppelt so hoch, wie im Vorjahr. Jedoch bleibt ein Minus von 37 Prozent in den ersten neun Monaten dieses Jahres.

Türkische Regierung wehrt sich

Die Politik der Türkei hat ebenfalls großen Einfluss auf die roten Zahlen. Die Wirtschaft erlitt eine Achterbahnfahrt durch Erdogans Hand. Schuld war die Währungskrise, die die Leitzinsen in kürzester Zeit auf über 25 Prozent steigen ließ. Zum gleichen Zeitpunkt wurden die Steuern diverser Güter, darunter Fahrzeuge, durch die Regierung erhöht. Dies ließ die Nachfrage immer weiter absacken und das Land erlitt eine Rezession.

Nun wendet die Regierung das Blatt. Es werden Steuernachlässe durchgezogen und Zinsen staatlicher Banken für Autokredite per Dekret werden gesenkt. Somit wird zum Wohlsein der türkischen Wirtschaft beigetragen. Zum einen wird behauptet, dass die Wirtschaft wieder sinken wird, zum anderen wird auf einen neuen Wachstumszyklus gesetzt. Egal wie sich das Land entwickelt, wahrscheinlich wird VW bald Teil davon sein.