Werkschließungen bei BMW wegen Brexit?
Autor: Dimitri Lagun
Datum: 27.06.2018
Störungen in der Lieferkette durch fehlende Handelsabkommen
BMW macht sich große Sorgen. Grund dafür: der Brexit. Bereits letzte Woche warnte der Autobauer davor ohne ein Handelsabkommen mit dem Festland aus der EU auszutreten.
Gegenüber der „Financial Times“, gab Stephan Freismuth, der für Zollfragen zuständige Manager des Konzerns, bekannt, dass es durch den Brexit zu einer enormen Störung innerhalb der Lieferkette kommen wird und man sogar einige Werke schließe müsse. Zudem könnten Verzögerungen beim Import von Bauteilen schwerwiegende Auswirkungen auf die Werke in Großbritannien haben.
„Wir haben immer gesagt, dass wir unser Bestes tun und alles vorbereiten können, aber wenn am Ende des Tages die Lieferkette an der Grenze Halt machen muss, dann können wir unsere Produkte nicht in Großbritannien produzieren“, sagte Freismuth.
In den vier britischen Werken, werden unter anderem Autos der BMW-Tochtermarken Mini und Rolls-Royce gebaut. Rund 90 Prozent der dort verwendeten Teile kommen von Lieferanten auf dem Festland. Circa 8000 Menschen auf der Insel arbeiten bei BMW.
Das Ziel von BMW ist es, die Werke in Großbritannien zu erhalten. Daher arbeitet BMW aktuell auch einige Notfall-Pläne aus. Doch jede Unterbrechung in der Lieferkette führt zu höheren Kosten, worunter auch das Modell „just in time“ leiden würde.
Bei der Fertigung von Fahrzeugen steht Effizienz klar im Vordergrund. Um die Lagerkosten so gering wie möglich zu halten, werden Bauteile erst kurz vor deren Einbau in die Fabrik geliefert.
Erst Samstag sprachen wieder einige britische Minister davon, dass ein EU-Ausstieg auch ohne Abkommen gut möglich sei. Schon am Vorabend gab ein BMW-Manager die Sorgen wegen eines harten Brexits bekannt.
„Wenn wir in den nächsten Monaten keine Klarheit bekommen, müssen wir damit beginnen, Alternativpläne zu entwickeln“, sagte Ian Robertson. Der Konzern müsse sonst Geld in Konstruktionen investieren, „die wir vielleicht nicht benötigen, in Lagerhallen, die vielleicht künftig nicht brauchbar sind“. Laut Robertson handle es sich dabei um eines der bedeutendsten Probleme, dass im schlimmsten Fall die gesamte Industrie schädigen könnte.
Die Verhandlungen zwischen London und Brüssel gehen nur sehr langsam voran. Vor allem die Grenze zwischen Irland und dem britischen Nordirland, die künftig erbaut werden soll, stellt ein großes Problem dar. Schon seit der Parlamentswahl 2017 steht nur noch eine knappe Mehrheit hinter Theresa May.
Und auch andere Unternehmen wie Siemens oder Airbus machen sich große Sorgen um den EU-Ausstieg des Vereinigten Königreichs und befürchten, dass auch ihre Betriebe und Arbeitsplätze dadurch gefährdet sein könnten. „Dieses extrem negative Ergebnis wäre katastrophal“, heißt es bei von Airbus am Donnerstagabend. Auch bei einem vereinbarten Brexit ist die Übergangsfrist bis 2020 zu kurz, um die Lieferkette ausreichend anzupassen und nachzurüsten. Airbus würde an dieser Stelle sein Lieferanten-Netz in Großbritannien vernachlässigen und lieber auf dem Festland produzieren.
Und auch Jaguar Land Rover will zukünftig seine Produktion auf das europäische Festland verlegen. So soll das Modell „Discovery“ ab nächstem Jahr in der Slowakei produziert werden. Im Vereinigten Königreich sollen dann nur noch Elektroautos entwickelt werden.
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