Zieht Ford sich aus Europa zurück?
Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 23.08.2018
Einsparungen in Höhe von 25,5 Milliarden Dollar
US-Autobauer Ford steht vor einem Konzernumbau, um seine Kosten zu senken. Neben China läuft das Geschäft insbesondere in Europa schlecht. Daher werden in der europäischen Zentrale in Köln Einsparungen erwartet.
Möglicher Rückzug aus Europa
„Ford muss ein strukturelles Problem in Europa lösen, und da ist alles denkbar und möglich“, so Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen. Dudenhöffer rechnet sogar mit dem Rückzug von Ford aus Europa: „Ich würde nicht ausschließen, dass in Dearborn auch Szenarien über einen möglichen Ausstieg aus Europa diskutiert werden.“ Jüngst zog sich der US-amerikanische General Motors mit der deutschen Tochter Opel aus Europa zurück.
Zahlen alarmieren den Vorstand
Die Spitzenmanager im Hauptsitz in Dearborn sind besorgt: „Wir sind extrem unzufrieden mit unserer Leistung in Europa und China“, so Vorstandschef Jim Hackett nach den Zahlen des zweiten Quartals. „Mit derartigen Resultaten hatten wir nicht geplant“, so Hackett gegen über Finanzanalysten in einer Konferenz.
Bis Ende Juni sank das operative Ergebnis im Jahresvergleich um 195 Millionen Dollar. Der Verlust des Quartals betrug 73 Millionen Dollar. Für das Gesamtjahr 2018 wird ein Minus prognostiziert. Jedoch werde man an den Kosten arbeiten, sie würden „aggressiv attackiert“, so der Konzern im Juli. Das Investorentreffen im September wurde verschoben, bis der Konzernumbau näher geplant wurde.
Einsparungen in Milliardenhöhe in 4 Jahren
Hackett nahm seinen Posten an der Unternehmensspitze in 2017 ein. Der 63-Jährige sollte insbesondere die Entwicklung von Zukunftstechnologien, beispielsweise Roboterautos und E-Antriebe, voranbringen. Nun ist Hackett jedoch mit dem Umbau des Konzerns beschäftigt, denn bis 2022 sollen 25,5 Milliarden Dollar gespart werden.
Europasitz gibt keine Stellungnahme
Bei Ford in Köln gibt es keine Auskunft zu den konkreten Maßnahmen zur Kostensenkung oder dem Verkauf des Europageschäfts. Das Quartalsergebnis wurde den gestiegenen Kosten aufgrund der Abgasvorschriften zugeschrieben. Auch ungünstige Wechselkurse, insbesondere beim Britischen Pfund, seien ein Auslöser. Jedoch habe Ford im ersten Halbjahr „seinen Wachstumskurs fortgesetzt“.
Betriebsratschef Martin Henning forderte für den Standort Köln die Fertigung eines weiteren Modells neben dem Fiesta. Außerdem soll es sich bei Kostensenkungen nicht nur um Personalkosten handeln: „Eine Strategie, die mehr gleiche Teile bei den Fahrzeugen verwendet, würde helfen.“
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