Vertikale und horizontale Kooperationsstrategien – Welche ist für mein Unternehmen geeignet?

Kooperative Strategien sind heutzutage ein gängiger Begriff in der Supply Chain. Diese können sich vertikal aber auch horizontal ausrichten und unterstützen die Funktion der Versorgung, Entsorgung und des Recyclings innerhalb der Lieferkette.

Der Unterschied der vertikalen und horizontalen Strategie orientiert sich an den integrierten Wertschöpfungsstufen: so erfolgen vertikale Kooperationsstrategien mit vor- oder nachgelagerten Wertschöpfungspartnern. Vorgelagerte Wertschöpfungspartner beziehen sich hierbei auf die Lieferantenintegration, nachgelagerte auf die Kundenbindung. Horizontale Kooperationsstrategien bestehen zwischen konkurrierenden Partnern der gleichen Wertschöpfungskette, meist in Form strategischer Allianzen.

In diesem Ratgeberartikel wird auf beide Strategien und besondere Formen der Unternehmenskooperationen sowie die Vor- und Nachteile eingegangen.

Vertikale und horizontale Kooperationsstrategien – Lieferanten- und Kundenkooperationen

Ob vertikal oder horizontal – die Richtung gibt an, auf welcher Wertschöpfungsstufe sich die Unternehmen befinden und in welcher Wirtschaftsbranche sie tätig sind. Sind beide Unternehmen in der gleichen Branche tätig und befinden sich auf der gleichen Wertschöpfungsebene, kooperieren sie horizontal. Oftmals sind diese Unternehmen Konkurrenten.

Sind die Unternehmen jedoch aus anderen Branchen, befinden sich auf einer unterschiedlichen Wertschöpfungsebene und kooperieren vertikal. Bei der vertikalen Kooperation wird zwischen einer Kundenkooperation und einer Lieferantenkooperation unterschieden.

Die Beziehung zwischen dem Lieferanten und dem Kunden ist seit mehreren Jahren von immer größerer Bedeutung. Der Anbieter von heute wird als ein „echter“ Wertschöpfungspartner gesehen und akzeptiert und bildet für den Kunden selbst eine Schnittstelle. Bei der Auswahl der Lieferanten selbst kann man zwischen der Bindungsintensität und dem Leistungspotenzial unterscheiden und so eine bessere Entscheidung zur Auswahl der Lieferanten treffen.

Unterscheidung nach der Bindungsintensität

Unterscheidet man die Lieferanten nach der Bindungsintensität so lassen sich hier zwei Gruppen bilden: Die Systemlieferanten und die Sublieferanten.
Systemlieferanten beliefern den Hersteller direkt (auch First-Tier-Supplier genannt). Ihnen wird teilweise auch die Entwicklungsverantwortung übertragen. Die Verzahnung mit dem Hersteller ist auf Dauer ausgerichtet. Die Bindungsintensität bei den Systemlieferanten ist hoch.

Als Sublieferanten werden Lieferanten der zweiten oder nächsten Ordnung (Tier 2 bis Tier n) bezeichnet. Sie sind hauptsächlich direkte oder auch indirekte Lieferanten eines Systemanbieters und zudem indirekte Zulieferer des Herstellers (OEM). Der Einfluss durch einen Produzenten und auch die Bindungsintensität ist hier gering.

Unterscheidung nach dem Leistungspotenzial der Lieferanten

Neben der Unterscheidung der Lieferanten nach der Bindungsintensität, lassen sich die Lieferanten auch nach dem Leistungspotenzial unterscheiden. Hier gibt es drei Lieferanten-Kategorien: die Black-Box-Lieferanten, die Detailvorgabelieferanten und die Kataloglieferanten.

Die Black-Box-Lieferanten werden so früh wie möglich in die Produktentwicklung des Herstellers einbezogen. Im Lasten- und Pflichtenheft wird das Sollprofil definiert. Bei der Realisierung von Anforderungen werden dem Lieferanten Freiheiten eingeräumt. Das Leistungspotenzial des Lieferanten ist sehr hoch.
Bei den Detailvorgabelieferanten überlässt der Hersteller dem Lieferanten Zeichnungen und Skizzen. Die Fertigung erfolgt nach strikten Anweisungen und das Leistungsangebot des Detailvorgabelieferanten richtet sich nach den Rahmen- und Fertigungsbedingungen des Produzenten.

Bei den Kataloglieferanten werden Standardteile von den Kunden aus einem „Katalog“ abgerufen. Spezifische Wünsche bleiben hier unberücksichtigt. Das Leistungsangebot des Anbieters ist niedrig.

Formen der horizontalen Kooperation

Eine Formel der horizontalen Kooperation ist die Coopetition. Der Begriff Coopetition ergibt sich aus den Begriffen Corporation (Zusammenarbeit) und Competition (Wettbewerb). Der Begriff bedeutet, dass zwei Unternehmen in einem Bereich kooperieren aber in allen anderen Bereichen weiterhin als Wettbewerber bestehen bleiben.

Spezielle Formen der Kooperation

Neben den klassischen Kooperationsstrategien gibt es zudem noch speziellere Formen von Unternehmenskooperationen. Dazu zählen die Joint-Venture-Kooperation, die Interessengemeinschaft sowie die strategische Allianz.

Bei einem Joint Venture handelt es sich um ein Tochterunternehmen, das als ein Gemeinschaftsunternehmen von zwei rechtlich unabhängigen Unternehmen gegründet wurde. Obwohl es durch Kapital, das gewisse Know-how und durch die Führung der Unternehmen zu einer Kooperation kommt, verfügt das Joint Venture über einen autonomen Status.

Bei einer Interessengemeinschaft schließen sich mehrere selbständige Unternehmen zusammen, die dann ihre gemeinsamen Interessen wahren und zusammen fördern. Meist sind es hier Gesellschaften des bürgerlichen Rechts (GbR), die sich zu Produktions-, Betriebs- oder Gewinngemeinschaften schließen. Nach der Definition der Interessengemeinschaften befinden diese sich zwischen Konzernen und Kartellen.

Die dritte spezielle Form der Kooperation ist die strategische Allianz. Hierbei handelt es sich um eine längerfristige, formalisierte Beziehung zwischen mindestens zwei Kooperationspartnern. Allianzen sollen die Wettbewerbsposition der beteiligten Unternehmen verbessern. Hierbei sollen die jeweiligen Schwächen des Unternehmens durch die Stärken des Partners ausgeglichen werden. Aber auch die Risiken können durch eine strategische Allianz gemindert werden und auf beide Unternehmen aufgeteilt werden. So ist zum Beispiel das Risiko beim Firmenwachstum geringer als bei kompletten Übernahmen. Allianzen sind auch schneller auflösbarer als andere Kooperationen und dadurch besser zu kontrollieren.

Ist es sinnvoll zu kooperieren?

Entscheidet man sich eine Unternehmenskooperation einzugehen, sollte man bedenken dass diese Vor- aber auch Nachteile mit sich bringt. Eine Durchführung von einer Kooperation bringt einen gewissen Vorteil für beide Unternehmen. Jedoch sind auch die Schattenseiten von Kooperationen zu beachten:

Vorteile bzw. mögliche Ziele von Kooperationen

Vorteile von Kooperationen sind zum einen die Ausweitung der Zielgruppe, die Erschließung weiterer Marktanteile, die Bündelung von Ressourcen für größere Aufträge, die Kostensenkung von F&E, die Risikoverteilung auf mehrere Kooperationspartner und zum anderen die Möglichkeit kurzfristige und langfristige Umsätze zu steigern, die Kostensenkung durch einen gemeinsamen Einkauf und größere Einkaufsmengen und den Ausgleich von Kapazitätsengpässen und eine bessere Auslastung der Kapazitäten beider Kooperationspartner.

Nachteile von Kooperationen

Nachteile von Unternehmenskooperationen sind zum Beispiel, dass wichtige Entscheidungen i.d.R nicht alleine getroffen werden können, dass ein hohes Maß an Abstimmung und Kompromissen erforderlich ist, Verluste genauso wie Gewinne geteilt werden müssen, eine gerechte Aufteilung zwischen den Aufgaben beider Unternehmen zu Schwierigkeiten neigt, das Know-how und interne Informationen preisgegeben werden müssen und eine Vorhersage und auch Gewährleistung des Erfolges ungewiss ist.

Fazit

Unternehmenskooperationen können in verschiedenen Formen auftreten und diverse Vorteile aber auch Nachteile für das Unternehmen mit sich bringen. Wann und wie genau kooperiert werden sollte, ist jedoch von Unternehmen zu Unternehmen abhängig und sollte nach reiflicher Überlegung erfolgen.