Der EMI steigt im Juli auf 51,0 Punkte

Autor: Thanh Duy Tran
Datum: 12.08.2020

„2021 erwarten wir in Deutschland ein BIP-Wachstum von fünf Prozent“

Der sonderbereinigte EMI (IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index) ist im Juli auf 51,0 Punkte gestiegen (Vormonat 45,2 Punkte). Somit konnte das erste Mal seit Dezember 2018 der Frühindikator für die konjunkturelle Lage im Verarbeitendem Bereich die Wachstumsschwelle von 50,0 Punkten überschreiten. Grund dafür sind die steigenden Auftragseingänge, weshalb die Produktionsrate einen großen Aufschwung erfasste. Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) verdeutlicht: „Die aktuellen EMI-Daten geben Anlass zur Hoffnung, dass sich der jetzt zu beobachtende Aufwärtstrend im dritten Quartal fortsetzt und weiter verfestigt. Angesichts der noch nicht überwundenen Coronavirus-Pandemie sind allerdings Rückschläge jederzeit möglich.“

Wirtschaft in V-förmiger Erholung

Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen erklärt: „Das zweite Quartal war mit einem Rückgang von 10,1 Prozent schlimmer als in der Finanzkrise und voraussichtlich wird der Jahresdurchschnitt 2020 mit 6,4 Prozent auch schlechter sein als damals mit 5,7 Prozent. Obwohl die Infektionszahlen weiter hoch sind, zeichnet sich eine Erholung im zweiten Halbjahr ab“.
Besonders die Maßnahmen des Staates anhand expansiver Geld- und Fiskalpolitik konnten in der Situation Halt geben. Die Wirtschaft wird sich wieder normalisieren, solange kein zweiter Lockdown geplant ist. Dr. Gertrud R. Traud appelliert: „2021 erwarten wir in Deutschland ein BIP-Wachstum von fünf Prozent. Vor Ende nächsten Jahres wird das Vorkrisenniveau jedoch nicht wieder erreicht werden.“

Noch befinde sich die Wirtschaft in einer V-förmigen Erholung. Die positive Phase neige sich dem Ende zu, weswegen einige Probleme noch folgen werden, erklärt Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank. Besonders die Nachfrage im Ausland sei noch zu gering, weshalb die Unternehmen ihre Kosten deutlich senken sollten. Kater appelliert: „Die letzten Meter des Aufholens werden schwer.“

„Eine Sondersituation ist jedoch bei Gold und Silber zu beobachten“

Auch der verfestigte Preis von 40 US-Dollar je Barrel auf den Rohölmärkten trägt positiv zu der Wirtschaftserwartung bei. Kupfer und andere Metalle stiegen ebenfalls in ihrem Wert. „Eine Sondersituation ist jedoch bei Gold und Silber zu beobachten: Deren Preisanstieg spiegelt immer noch eine große Verunsicherung wider – mit entsprechend spekulativer Nachfrage. Zudem stützt der schwache Dollar“, erklärt Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG.