Drohende Bereinigung in der Autoindustrie

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 09.09.2020

Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft

Eine durchwachsene bis düstere Lage der Autoindustrie zeigt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in seinem aktuellen Branchenbericht auf. Die am 7. September veröffentlichte Analyse trägt den Titel „Eine Branche unter Druck – Die Bedeutung der Autoindustrie für Deutschland“.

Aktuell leidet die Autoindustrie erheblich unter der Corona-Krise. Besonders bei den Zulieferern droht eine Marktbereinigung, zumindest ein erheblicher Stellenabbau. Allerdings kann die deutsche Autoindustrie nach Aussage des IW auf ein goldenes Jahrzehnt zurückblicken. Zwischen 2008 und 2018 wurden fast ständig Absatzrekorde gemeldet. Ein starker Treiber dieses Erfolges war der chinesische Markt mit seinem erheblichen Wachstum.

Über die ersten Abschwungtendenzen nach der erfolgreichen Zeit schreibt das IW Folgendes: „Doch die goldene Dekade endete im Lauf des Jahres 2018. Schon im Jahr 2019 schrumpfte der Weltmarkt für Automobile.“

Deutsche Automobilindustrie und die Corona-Pandemie

Die Ergebnisse des IW verdeutlichen, dass die Corona-Pandemie jetzt der Verstärker einer wirtschaftlichen Abkühlung ist. Das IW geht davon aus, dass die Folgen des Abschwungs nicht die gesamte Branche gleich treffen wird.
Die Automobilhersteller und die großen Zulieferer scheinen im Vergleich zu anderen Branchenteilnehmern besser dazustehen. Hierzu bemerkt das Forschungsinstitut, dass sich die globalen Automärkte zu erholen beginnen.

Kleinere Zulieferer besonders betroffen

Schlecht sieht es für die kleineren Zulieferunternehmen aus. Sie zeichnen sich häufig durch eine hohe Spezialisierung aus. Bei ihnen konzentrieren sich die negativen Folgen von Konjunkturabschwung, Technologiewandel und der Corona-Pandemie.

Insgesamt verdeutlicht das IW, dass die Autoindustrie im Branchenvergleich durch die Corona-Pandemie sehr hart getroffen wurde. Zuerst gab es einen Angebotsschock. Dieser war für die Branche deshalb so erheblich, weil sie in den vergangenen Jahren sehr komplexe, globale Lieferketten aufgebaut hatte.

Hohe Überkapazitäten

Dann kam es zu einem Nachfrageschock. Von diesem erholt sich die Branche nur langsam. Erschwerend kommt hinzu, dass die Corona-Pandemie in einer für die Branche ungünstigen Zeit begann. Denn schon vor der Pandemie gab es in der Autoindustrie hohe Überkapazitäten. Ebenso gab es zu dem Zeitpunkt bereits Belastungen durch den technologischen Wandel.

Seine Beschreibungen über die Folgen der Corona-Pandemie für die Automobilproduktion in Deutschland fasst das IW wie folgt zusammen: „In der Folge steht die Autoindustrie erstmals nach einem Jahrzehnt wieder vor spürbaren Personalanpassungen und wird als Wachstumslokomotive für den Standort Deutschland zunächst ausfallen.“