Einsturz der Facebook-Aktie um fast 20 Prozent
Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 30.07.2018
Kritik an der Unternehmensführung
Kürzlich wurden die Quartalszahlen von Facebook veröffentlicht, danach stürzte die Facebook-Aktie ein. Der Kursrückgang war einer der größten Verluste an einem Tag und entspricht einem rechnerischen Gesamtwert von Unternehmen wie McDonald’s oder Nike. An der New Yorker Börse fuhr die Aktie zu Handelsschluss ein Minus von rund 19 Prozent ein.
Die Investoren nehmen dies auf die leichte Schulter. Laut dem Analysten Mark Mahaney sei Facebook nach wie vor eine Geldmaschine. „Es gibt den Facebook Messenger und WhatsApp. Das sind zwei Dienste mit Nutzern jenseits der zwei Milliarden. Und beide hat man noch gar nicht monetarisiert“, so Mahaney gegenüber dem Wirtschaftssender CNBC.
Nutzeranzahl bleibt hinter den Erwartungen
Grund für den erheblichen Sturz der Aktie ist insbesondere das geringe Nutzerwachstum. In Europa hat die Anzahl der Nutzer um eine Million abgenommen, nun sind es 376 Millionen einmal im Monat aktive Nutzer. Die täglich widerkehrenden Nutzer haben sich von 282 auf 279 Millionen verkleinert. Obwohl die Mitgliederzahl von Facebook insgesamt gewachsen ist, blieb die Zahl trotzdem deutlich hinter den Erwartungen. Investor Ed Keon sagt, viele Anleger hielten das Wachstum bei Facebook für selbstverständlich. Jedoch sei Facebook kein Selbstläufer, wie viele annahmen.
Auch die Mitarbeiter bei Facebook sind von dem Aktien-Crash betroffen, da die meisten der 30.000 Angestellten Aktienpakete besitzen, die sie erst nach geraumer Zeit verkaufen dürfen. Demnach müsste der Schock in der Firmenzentrale in Facebook im Silicon Valley groß gewesen sein. Konzernchef Mark Zuckerberg verlor rund 16 Milliarden Dollar seines Vermögens.
Fehler der Unternehmensführung sind schuld
Kritiker schreiben dies den Fehlern der Unternehmensführung zu. „Versagen der Unternehmensführung, Manipulationen bei den Wahlen, Fake News, Hate Speech und sexuelle Belästigung sowie Gewaltverherrlichung, die via Facebook hinausgetragen wird – all diese Dinge hätte man schon viel früher und proaktiv angehen können“, so Analystin Natasha Lamp in der Tech-Sendung von Bloomberg TV.
Ebenfalls Roger McNamee, der zu den ersten Investoren bei Facebook zählt, kritisierte das soziale Netzwerk scharf. Er sieht die Skandale in den letzten Monaten als Ursache des Einbruchs. Weiterhin denkt er, Facebook verliere in den Märkten, die am meisten profitabel sind, langsam die Nutzer. Dazu zählen Europa und die USA. In den Vereinigten Staaten erwirtschaftete Facebook pro Nutzer rund 25 Dollar durch Werbung im vergangenen Quartal, in Europa 8,60 Dollar. Neben der Marktsättigung kommt hinzu, dass Facebook viel in Datenschutz und Sicherheit investieren muss und dadurch Tausende neue Mitarbeiter einstellen muss.
Loyalität wird infrage gestellt
McNamee schätzt, dass Zuckerberg langfristig Probleme mit den Mitarbeitern bekommen wird: „Die Loyalität der Mitarbeiter wird sinken. Ihre Bereitschaft, über bestimmte Dinge einfach hinwegzusehen, wird abnehmen – wie zum Beispiel die ethnischen Säuberungen in Myanmar, die Wahleinmischung in den USA oder beim Brexit. All das ist den Mitarbeitern bisher leicht gefallen, weil der Aktienkurs abhob wie eine Rakete.“
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