EMI: Deutsche Industrie durch erneuten Lockdown leicht gebremst

Autor: Thomas Wandler
Datum: 18.12.2020

BME blickt zuversichtlich in die Zukunft

Laut dem saisonbereinigten IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), blühten die Geschäfte im verarbeitenden Gewerbe im November mit 57,8 Punkten besonders auf. Lediglich im Oktober wurde ein leichter Abfall auf 58,2 Punkte verzeichnet.
Durch die zweite Corona-Welle und die damit verbundenen Lockdowns lief die Produktion im Ausland nur schleppend an, wodurch die deutsche Industrie, laut den EMI-Daten, etwas zurückstecken musste.

„Noch ist unklar, wie lange die Corona-Krise dauert und wie hart der jüngste Lockdown die Industrieunternehmen trifft. Mut macht uns aber, dass viele Umfrage-Teilnehmer ihre Geschäftslage auch im November positiv beurteilt haben“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME).

Zudem legt der BME ein Auge auf die Entwicklung der Einkaufspreise. Diese sind innerhalb der letzten vier Wochen deutlich angestiegen, woraus sich ableiten lässt, dass der Kostendruck in der Industrie derweil steigt.

Aufmerksam verfolge der BME zudem die weitere Entwicklung der Einkaufspreise, die binnen vier Wochen deutlich gestiegen sind. Sie seien ein Indiz dafür, dass der Kostendruck in der Industrie weiter zunimmt.

„Nach einer fulminanten Gegenbewegung des BIP-Wachstums im dritten Quartal von 8,5 Prozent zum Vorquartal stellt sich jetzt die Frage, inwieweit der Lockdown Light aus dem November auch die Industrie beeinträchtigt. Bislang sind die Indikatoren noch gut“, kommentiert Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, die aktuellen EMI-Daten. Im Vergleich zum Dienstleistungssektor habe der EMI im November erfreulich gut abgeschnitten. „Wir erwarten, dass das vierte Quartal leicht rückläufig sein wird – nichts im Vergleich zum Frühjahr. Im Jahresdurchschnitt ergäbe sich daraus ein Rückgang um 5,4 Prozent. Damit unsere Prognose für 2021 von fünf Prozent BIP-Wachstum eintreten kann, dürfen die Beschränkungen nicht auf die Industrie ausgeweitet werden. Es gilt also weiterhin ein großes Abwägen zwischen Kontaktbeschränkungen, Lockdowns etc. und einer dynamischen Wirtschaft“, fügt die Dr. Traud hinzu.

„Wir erhalten gegenwärtig einen weiteren Erklärungsbaustein für die Frage, ob kurze harte Lockdowns aus ökonomischer Sicht besser sein könnten als gemäßigtere, aber länger währende. Die deutsche Corona-Strategie der zweiten Welle führt bei den Unternehmen insbesondere zu einer Eintrübung der Erwartungen, was verdeutlicht, dass diese mit längeren Einschränkungen auch noch weit ins nächste Jahr hinein rechnen“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, dem BME.

Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services bei der IKB Deutsche Industriebank AG, sagt: „Die Weltrohstoffpreise zogen im November 2020 auf Dollarbasis zum Vormonat um 4,6 Prozent an, was sich auch quer über alle Warengruppen zeigt. Die Hoffnung auf einen Impfstoff gegen Covid-19 beflügelte ebenso wie der Wahlausgang in den USA, mit der man die Hoffnung auf einen zuverlässigeren Umgang mit den Handelspartnern verbindet. Aber auch die deutlich verbesserte Auftragslage vieler Stahlwerke erlaubte Preisanhebungen im November. Die Spotmarktpreise für Eisenerz hatten zuletzt einen erheblichen Margendruck auf die Stahlpreise aufgebaut. Dieser konnte nun teilweise – Produktgruppen spezifisch divergierend – weitergegeben werden. Auch im ersten Quartal 2021 werden weitere Preissteigerungen bei etlichen Metallen sowie Rohöl möglich sein.“

Überblick:

Produktion:

Der Teilindex Produktion konnte seinen Wachstumskurs mit einer Referenzlinie über 50 Punkten erfolgreich fortsetzen. Im Vergleich zum Rekord-Oktober fiel er jedoch leicht ab. Grund dafür ist vor allem der Rückgang im Konsumgüterbereich, bedingt durch den Lockdown und die damit verbundenen Schließungen des Gast- und Freizeitgewerbes.

Auftragseingang gesamt:

In Sachen Auftragseingang konnten die deutschen Hersteller generell ein Plus vermerkten. Jedoch lag auch hier der Wert deutlich niedriger als im Oktober.

Auftragseingang Export:

Das starke Exportgeschäft sorgte auch im November für eine profitable Situation. Viele Teilnehmer der Umfrage gaben an, zahlreiche Aufträge aus dem europäischen Ausland sowie Asien erhalten zu haben.

Beschäftigung:

Die Beschäftigung in der Industrie ging im November zurück. Grund dafür ist die, durch die Pandemie bedingte, geringe Auslastung der Unternehmen und damit verbundenen Kosteneinsparungsmaßnahmen. Das Niveau liegt dabei etwa bei dem Wert von Juni 2019.

Einkaufspreise:

Wie bereits erwähnt, stieg der Kostendruck im November an. Die Inflationsrate war so hoch wie zuletzt im Februar 2019. Ein Großteil der Zulieferer hat seine Preise durch eine hohe Nachfrage angehoben. Auch die Preise für Rohstoffe sind gestiegen. Zu den teuersten Produkten zählen unter anderem Metalle, Chemikalien sowie Elektronik und Verpackungsmaterial.

Verkaufspreise:

Für viele Hersteller bringen die höheren Einkaufspreise auch höhere Verkaufspreise mit sich. Diese liegen aktuell bei ihrem höchsten Wert seit Mai 2019. Insgesamt ist der Zuwachs jedoch als moderat zu bewerten.

Geschäftserwartungen:

Die Geschäftsaussichten sind im November deutlich gestiegen. Der Teilindex liegt hier auf dem zweithöchsten Wert seit Juli 2012. Durch die positiven Nachrichten bezüglich eines wirksamen Impfstoffes, hat dieser noch einmal an Schwung aufgeholt.