Flüge von Billig-Airlines immer teurer

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 21.06.2018

Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt

Eine Studie des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) zeigt nun, dass Billigflüge immer teurer werden. Zudem steigt die Zahl an Flügen, Zielen und Sitzen. Doch wer hoch fliegt, kann auch tief fallen.

„Auf Wiedersehen, Lufthansa“, schmückte vor etwa 15 Jahren die Flieger von Ryanair. Der deutsche Luftfahrtmarkt hat sich durch die Billig-Flieger seitdem radikal verändert.

In Deutschland starten und landen aktuell pro Woche rund 4850 Billigflieger, 1200 mehr als noch im vergangenen Jahr. Prozentual gesehen ist die Zahl der Flüge also um 34 Prozent, die der Sitze um 35 Prozent und die Zahl der Ziele um 24 Prozent angestiegen. Diese Ergebnisse lassen zwar einen rasanten Wettbewerb mit Tiefstpreisen für die Kunden vermuten, jedoch ist das genaue Gegenteil der Fall.

Die Durchschnittspreise für Flugtickets variieren je nach Airline zwischen 53 und 117 Euro pro Flug, inklusive Steuern, Gebühren und Zuschlägen. Im vergangenen Jahr lagen die Preise noch bei 44 bis 105 Euro.

„Hierbei spielen sicherlich steigende Ölpreise und Personalkosten eine Rolle“, so Studienleiter Peter Berster vom DLR. „Aber auch die verstärkte Präsenz an Großflughäfen kann die Preise nach oben treiben.“ Zudem starten immer mehr Billigflieger von den großen Flughäfen. Kleine Flughäfen wie zum Beispiel der rheinland-pfälzische Hahn leiden sehr darunter.

„Die Billigflieger haben ihre Strategie verändert“, so ARD-Luftfahrtexperte Michael Immel. „Sie heben jetzt auch an den großen Luftfahrtdrehkreuzen wie in Frankfurt und München ab und immer häufiger heißt es: Geschäftskunden, ja gerne!“

Die Passagierzahl bei den Low-Cost-Airlines steigt. Rund 59 Millionen, der insgesamt 236 Millionen in Deutschland gestarteten Fluggäste, reisten in einem Billigflieger. Mit den Kunden von Air Berlin kommt man sogar auf eine Zahl von 80 Millionen Passagieren.

Mehr Flüge, mehr Kunden – für die Airlines bedeutet das neben dem Wachstum auch einige Schmerzen. Einige der Billig-Airlines wie zum Beispiel Eurowings haben mit verspäteten und gestrichenen Flügen zu kämpfen. In den Augen von Ryanair ist daran eindeutig der Personalmangel bei den Fluglotsen schuld. „Die Airlines sind jetzt auf die Flugsicherung sauer, die Kunden wiederum sind auf die Airlines sauer“, analysiert Immel. „Dabei kann sich die Luftfahrtbranche einen Chaos-Sommer nicht leisten. Schon jetzt sind viele Kunden massiv verunsichert.“

Die Insolvenz von Air Berlin hat neuen Schwung in den Markt gebracht und dessen Neuaufteilung angeregt. Kleine Airlines haben nahezu keine Chance mehr und verschwinden nach und nach von der Bildfläche. Der Wettbewerb ist auf wenige Anbieter konzentriert: Insgesamt werden zwar 6500 verschiedene Strecken in ganz Europa von den Billig-Airlines beflogen, doch auf 87 Prozent der Strecken ist zufolge der Studie bloß ein einziger Low-Cost-Anbieter unterwegs.

Nur auf etwa 750 Strecken herrscht direkte Konkurrenz zwischen zwei oder mehreren Fluggesellschaften. Dazu gehören auch die Strecken zu den beliebtesten Zielen der Deutschen – London, Barcelona und Dublin.

In Deutschland regiert zwar Lufthansa mit seiner Tochter Eurowings den Markt, doch gegen Ryanair hat die Airline keine Chance. Ryanair liegt in Europa schon seit Jahren unangefochten auf Platz Eins der Billig-Airlines. Die Iren legen pro Woche über 11.000 Starts hin und liegen damit weit vor den Konkurrenten Easyjet (ca. 7700) und Eurowings (ca. 3700).

Schon in naher Zukunft könnten zudem Ziele außerhalb von Europa folgen. Um das Wachstum der Airlines anzuregen, experimentieren einige Low Cost Airlines bereits auf der Langstrecke: „Mehrere Airlines versuchen das derzeit irgendwie zu stemmen,“ so ARD-Luftfahrtexperte Immel. „Aber wir sehen auch am Beispiel von Norwegian, wie schwierig dieses Geschäft ist. Ich glaube nicht, dass das die Zukunft ist.“

Mit modernen Boeing 787 versucht so zum Beispiel Norwegian auf dem nordamerikanischen und asiatischen Markt Fuß zu fassen. Zwar weniger laut als Ryanair vor einigen Jahren – doch Fluglinien wie Lufthansa müssen sich darauf einstellen auch auf der Langstrecke von Billig-Fliegern angegriffen zu werden.