Sind Frauen die Lösung des Fachkräftemangels?
Autor: Osman Cetinkaya
Datum: 11.03.2018
Studie des Kompetenzzentrums für Fachkräftesicherung
In Sachen Frauen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, steht Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier derzeit eher unglücklich da. Während seine Vorgängerin Brigitte Zypries ihm noch riet bloß die Frauen nicht zu vergessen, hatte er auch schon die erste Führungsriege des Ministeriums ausschließlich mit Männern besetzt.
Dies löste einen Shitstorm aus und sogar aus eigenen Reihen hagelte es Kritik von mehr als 180 Mitarbeiterinnen. Nun gibt es zwar immerhin eine weibliche Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium, doch die Gleichberechtigung lässt hier immer noch zu wünschen übrig. Nun soll sich jedoch alles ändern. Am vergangenen Donnerstag wurde ins Ministerium zur Diskussion mit dem Motto „Starke Frauen. Starke Wirtschaft“ eingeladen.
Dieses Motto wurde bereits von Zypries in die Welt gesetzt. An der Diskussion nahmen unter anderem Simone Menne, ehemalige Finanzvorständin der Lufthansa, Elke Eller, Personalvorständin des Reisekonzerns Tui, und Sigrid Evelyn Nikutta, Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, teil. Altmeier forderte im Vorfeld, dass man daran arbeiten müsse, dass es in unserer Gesellschaft selbstverständlich sei, dass Frauen und Männer in gleicher Weise eingesetzt werden.
Personalmangel in „Männerberufen“
Vor allem in Sachen Fachkräftemangel könnten Frauen in Zukunft eine entscheidende Rolle spielen. Eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung hat zwar gezeigt, dass in nahezu allen Berufsnischen Fachkräftemangel herrscht, dieser jedoch in männertypischen Engpassberufen mit hohem Frauenanteil weniger stark war. Ein Beruf wird als männertypisch bezeichnet, wenn mehr als 70 Prozent der Beschäftigten männlich sind. Schon seit mehreren Jahren haben diese Berufsbereiche mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen.
Die Studie besagt, dass zwei Drittel der Engpassberufe männertypische Berufe sind. Dazu gehört etwa auch der Beruf der IT-Fachkraft – der Frauenanteil beträgt gerade einmal 17 Prozent. Zudem ist nur etwa jeder siebte Bewerber in der Branche weiblich. Damit Frauen beruflich in diese und ähnliche Richtungen gehen, hat es sich bewährt flexible Arbeitszeiten anzubieten. Aus diesem Grund sei auch die Zahl der Teilzeitbeschäftigungen zwischen 2013 und 2017 um 15,6 Prozent angestiegen.
„Wir rechnen damit, dass immer mehr Unternehmen stärker auf Frauen zugehen werden, um Engpässe bei der Stellenbesetzung abzufedern“, so Regina Flake, eine der Autorinnen der Studie. „Es wird aber nicht von allein passieren, Unternehmen müssen erfolgreiche Praxisbeispiele sehen.“ Bei den Frauen kommt es zudem gut an, wenn sie gezielt auf eine mögliche Anstellung in einem der männertypischen Bereiche angesprochen werden. Eine detaillierte Stellenanzeige mit passendem Bildmaterial kann also von Vorteil sein.
Es wird Zeit, dass schleunigst etwas passiert, denn schon jetzt sind die Folgen des Fachkräftemangels enorm. So könnte laut dem IW Köln die Wirtschaftsleistung etwa bei 30 Milliarden Euro mehr liegen. Brigitte Zypries, Ex-Wirtschaftsministerin, fordert, dass die Wirtschaft sich mehr anstrengt um Frauen besser zu positionieren. „Der Erfolg der deutschen Wirtschaft hängt auch davon ab, ob es gelingt, den Fachkräftemangel durch mehr weibliche Fach- und Führungskräfte abzufedern“, sagte sie im Gespräch mit dem Handelsblatt. „Veranstaltungen wie die im Bundeswirtschaftsministerium sind gut, aber da muss mehr passieren.“ Sie sieht die Politik in der Verantwortung, Frauen besser zu vernetzen und ihnen Vorbilder zu geben. Doch auch die Firmen sieht sie in der Pflicht: „Unternehmen tun immer noch zu wenig, um Mitarbeiterinnen zu bekommen“, ist sie überzeugt.
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