Fusionen in der Autobranche durch E-Mobilität und Digitalisierung

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 12.01.2018

Ein großer Umschwung steht bevor

Die großen Technologiekonzerne setzen die Automobilbranche unter Druck. Momentan ist der einzige Ausweg für die Pkw-Hersteller eine Fusion mit anderen Unternehmen. Zudem wird zukünftig der Anteil der in Westeuropa produzierten Pkw deutlich zurückgehen und auch der stationäre Handel wird bis 2025 auf nahezu null sinken. Das hat die Studie „Global Automotive Executive Survey 2018“ ergeben.

Insgesamt wurden für die Studie 900 Entscheider aus der Automobil- bzw. Technologiebranche und über 2100 Konsumenten befragt. 74 Prozent der Entscheider gaben an, dass sie damit rechnen, dass der Anteil der im Westen Europas produzierten Fahrzeuge bis zum Jahr 2030 auf weniger als fünf Prozent sinken wird; aktuell liegt der Anteil bei 15 Prozent.

„Die 50 größten Autohersteller kommen heute zusammen nur noch auf 20 Prozent der Marktkapitalisierung der 15 größten Technologieunternehmen. 2010 waren es noch 40 Prozent. Das zeigt ganz klar, dass die Digitalkonzerne finanziell inzwischen in einer ganz anderen Liga spielen. Vor allem für die Massenhersteller führt kein Weg an Fusionen vorbei, wenn sie den Kampf ums Überleben gegen die Technologiegiganten nicht verlieren wollen“, erklärte KPMG-Partner Dieter Becker. Premiumanbieter seien dabei „sicher besser aufgestellt, haben aber auch schon die Zeichen der Zeit erkannt, indem sie in Bereichen wie Kartendienste oder Ladestationen für Elektroautos zusammenarbeiten.“

56 Prozent der Befragten Entscheider gaben an, dass sich die Zahl der Autohändler bis 2025 um 30 bis 50 Prozent reduzieren wird. „Fast 80 Prozent der Führungskräfte sind davon überzeugt, dass der einzige Ausweg zum Überleben für Händler darin besteht, das Geschäft in einen Dienstleistungsstützpunkt oder eine zentrale Anlaufstelle für Gebrauchtwagen zu verwandeln“, so Becker.

Zudem sind 80 Prozent der Entscheider davon überzeugt, dass der Hauptbestandteil des Geschäftsmodells zukünftig aus der Verwertung von Fahrzeug- und Fahrerdaten bestehen werde. Daher müsse hier unter anderem der Begriff Grundausstattung neu definiert werden. Zudem sind 85 Prozent der Führungskräfte der festen Überzeugung, dass die Daten- und Cybersicherheit in Zukunft eine der Grundvoraussetzungen beim Kauf eines Autos darstellen wird.

Noch vor Ablauf des Jahrzehnts soll die Autoproduktion die 100 Millionen-Marke knacken. Die Zahl der Elektroautos wird bis zu diesem Zeitpunkt allerdings weiterhin gering ausfallen. „In über 700 Fabriken werden heute rund 3000 verschiedene Modelle produziert, von denen nur zwei Prozent reine Elektrofahrzeuge sind“, so die Berater.

„Auch, wenn immer wieder vom Durchbruch der E-Mobilität zu hören ist: es wird künftig keineswegs nur noch Elektroautos geben. Auf absehbare Zeit werden auch weiterhin die unterschiedlichen Antriebe nebeneinander existieren. Beim Diesel gehen die Meinungen auseinander: Die Hälfte der Führungskräfte geht davon aus, dass dieser auf absehbare Zeit eine Option sein wird. Dem widersprechen allerdings zwei von drei Kunden, in Westeuropa sogar 70 Prozent“, so die Analyse.

Eine Alternative wäre Carsharing. Zwar wächst der deutsche Markt für die Branche immer weiter, kommt jedoch bei weiten nicht an die Zahlen der Autokäufe ran. So stehen einer Fahrzeugflotte mit 45 Millionen Pkw etwa 16.000 Charsharing-Autos gegenüber – das ist ein Marktanteil von gerade einmal 0,04 Prozent. Wäre Carsharing jedoch weitläufiger angesiedelt und leichter zu nutzen, wären laut der Studie 55 Prozent der Konsumenten bereit dazu auf ein eigenes Auto zu verzichten. Außerdem gaben 43 Prozent der Befragten an, dass mehr als die Hälfte ihrer Bekannten bis 2025 keinen eigenen Pkw mehr besitzen möchte.