„Grüner Knopf“ soll nachhaltige Textilunternehmen kennzeichnen
Autor: Dimitri Lagun
Datum: 16.09.2019
Wissenschaftler fordern stattdessen ein Lieferkettengesetz
Insbesondere in der Textilproduktion sind die Arbeitsbedingungen bei Zulieferunternehmen oft katastrophal. Um diesem Umstand vorzubeugen, hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) am 9. September den sogenannten „Grünen Knopf“ vorgestellt. Dieser gilt als staatliches Siegel und soll Unternehmen prämieren, welche ökologische und soziale Standards bei der Textilproduktion beachten. Was nach einem guten Konzept klingt, erhält jedoch aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik Kritik.
„Textilien mit dem „Grünen Knopf“ dürfen nicht als sozial nachhaltig bezeichnet werden“, so Prof. Dr. René Fahr, Wirtschaftswissenschaftler und Vizepräsident für Wissens- und Technologietransfer der Universität Paderborn. Fahr spricht sich für ein umfangreiches Lieferkettengesetz aus, welches alle Unternehmen verpflichtet. Das beschlossene Siegel wird aktuell von 27 Unternehmen geführt, darunter Aldi, Lidl und Rewe. „Das aktuelle Konzept dieses Siegels ist dahingehend auch kritisch zu betrachten, da es kleinen und mittelständischen Unternehmen eine vereinfachte Nachweisführung für die Qualitätskriterien genehmigt. Eine transparente Berichterstattung kann auf diese Weise nur unzureichend geschehen“, warnt Fahr.
Der Wirtschaftswissenschaftler befürchtet, dass die Textilindustrie noch einen weiten Weg hin zur Nachhaltigkeit vor sich hat. Dies hänge zum einen mit der Globalisierung zusammen. Wertschöpfungsketten wurden umstrukturiert, weshalb die untersten Lieferanten der Lieferkette für viele Unternehmen noch nicht transparent darstellbar seien. „Die größten Probleme im Umweltbereich sowie in Teilen der Arbeitsrechte bestehen gerade in tieferen Bereichen, also bei der Textilverarbeitung sowie bei der Rohstoff- oder Fasergewinnung“, sagt Fahr.
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