IfW senkt Wirtschaftswachstumsprognose für das Jahr 2022
Autor: Marcus Schilling
Datum: 21.03.2022
Weitere Institute sprechen geringere Wachstumserwartungen aus
Wegen des Ukraine-Russland-Krieges korrigierte das Institut für Weltwirtschaft (IfW) seine Wachstumsprognose für Deutschlands Wirtschaft. Im Dezember gingen Forscher von einem Wachstum des BIP von 4,0 Prozent aus. Nun wird lediglich eine Erhöhung um 2,1 Prozent prognostiziert. Forscher warnen: „Die deutsche Wirtschaft ist abermals heftigem Gegenwind ausgesetzt.“ Dagegen wurde die Prognose für das Jahr 2023 von 3,3 Prozent auf 3,5 Prozent angehoben.
Ökonomen des IfW berichten: „Der Krieg in der Ukraine führt zu hohen Rohstoffpreisen, neuen Lieferengpässen und schwindenden Absatzmöglichkeiten.“ Zudem drücken die hohen Rohstoffpreise die Kaufkraft der verfügbaren Einkommen und dämpfen dazu den privaten Konsum. Darüber hinaus sind die Folgen zusätzlicher Lieferengpässe in der Industrie deutlich präsent. Die Absatzmöglichkeiten dürften sich vorübergehend wegen Sanktionen und Unsicherheiten, bedingt durch den Krieg, mindern.
Das IfW erklärt: „All dies trifft die Wirtschaft in einer Phase, in der die dämpfenden Einflüsse der Pandemie nachlassen und eine kräftige Erholung angelegt war.“ Die aufgestaute Kaufkraft der privaten Haushalte und gut gefüllte Auftragsbücher der Industrie würden die Auswirkungen des Ukraine-Russland-Krieges verringern.
60% erfassen Störungen in der Lieferkette
Experten können vorerst keine Entwarnung bei den Preisen geben: „Die Inflationsrate dürfte in diesem Jahr mit 5,8 Prozent so hoch ausfallen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland.“ Auch wenn die Lieferengpässe von Zeit zu Zeit nachlassen und Rohstoffpreise gesenkt werden, wird für das Jahr 2023 eine Teuerungsrate von 3,4 Prozent erwartet.
Laut einer Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) klagen 60 Prozent der Unternehmen über vermehrte Störungen der Lieferkette. DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier berichtet: „Inzwischen erreichen uns auf vielen Kanälen Rückmeldungen über eine starke Zunahme der Probleme.“ Bereits zu Jahresbeginn berichteten 84 Prozent der Unternehmen im Rahmen der bundesweiten IHK-Konjunkturumfrage über mittlere bis erhebliche Lieferschwierigkeiten.
Das Hamburger Forschungsinstitut HWWI senkte bereits Anfang März seine Prognose. Ökonomen des HWWI prognostizieren für das Jahr 2022 ein Wirtschaftswachstum von nur 2,0 Prozent. Anfang Dezember wurde noch ein Anstieg von 3,5 Prozent erwartet. Im HWWI-Bericht werden ebenfalls die negativen Auswirkungen des Krieges auf die deutsche Wirtschaft betont. Zudem sei die Unsicherheit merklich gestiegen und daraus resultierende höhere Energiepreise treiben die Inflationsrate und senken die reale Kaufkraft.
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