Insolvenzen 2023: Höchster Anstieg seit 2020
Autor: Thomas Wandler
Datum: 11.12.2023
Wirtschaftsauskunftei warnt vor weiterem Anstieg der Pleiten
Die Wirtschaftsauskunftei Creditreform stellt für das aktuelle Jahr 18.100 Insolvenzen in Deutschland fest, im Vergleich zu 14.700 im Jahr 2022. Dies ist ein Anstieg um 23,5 Prozent. Die Prognose für das kommende Jahr deutet darauf hin, dass die Zahl der Pleiteunternehmen in Deutschland auf etwa 20.000 steigt.
Gründe für die hohe Zahl der Insolvenzen sind Nachwirkungen der Corona-Pandemie, die Inflation und der Fachkräftemangel.
„Immer mehr Firmen brechen unter den Dauerbelastungen der hohen Energiepreise und der Zinswende zusammen“, erläutert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung.
Großinsolvenzen
Die Großinsolvenzen in Deutschland haben laut aktuellen Analysen des Kreditversicherers Allianz Trade in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 einen Anstieg auf 45 Fälle verzeichnet. Diese Zunahme deutet auf eine Annäherung an das Rekordniveau von 2020 hin, als 58 Großinsolvenzen gemeldet wurden.
Im Jahr 2022 betrug die Zahl der Großinsolvenzen noch 26 Fälle, was einer Steigerung von 73 Prozent im Vergleich zum aktuellen Stand entspricht.
Die Insolvenzen stiegen bei Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern um 50 Prozent, bei Unternehmen mit 51-250 Mitarbeitern um 76 Prozent und bei Unternehmen mit bis zu 10 Mitarbeitern um 19 Prozent. Insgesamt sind 205.000 Arbeitsplätze von Insolvenzen bedroht oder weggefallen, im Vergleich zu 175.000 im Jahr 2022.
Maxime Lemerle, Leiter Insolvenzforschung bei Allianz Trade, betont: „Besonders viele große Pleiten gab es im bisherigen Jahresverlauf im (Mode-)Einzelhandel, bei Krankenhäusern und im Maschinenbau.“
Wer hauptsächlich von der Insolvenz betroffen ist
Die Insolvenzentwicklung wird derzeit maßgeblich von GmbHs vorangetrieben, wobei ihr Anteil am Gesamtvolumen im Vergleich zum Vorjahr von 39,0 auf 42,4 Prozent gestiegen ist. Der Anteil der UG war leicht niedriger als im Vorjahr, mit 10,7 Prozent aller Insolvenzfälle, verglichen mit 11,3 Prozent im Vorjahr.
Die höchsten Zuwächse bei den Insolvenzfällen wurden im verarbeitenden Gewerbe verzeichnet, mit einem Anstieg um 30,2 Prozent, gefolgt vom Handel mit einem Plus von 26,0 Prozent. Im Baugewerbe stieg die Anzahl der Insolvenzen um 20,8 Prozent, während im Dienstleistungsgewerbe ein Zuwachs von 22,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen war.
Bauhauptgewebe
Den Angaben von Creditreform zufolge ist besonders der Bausektor betroffen. In den letzten Monaten hat sich aus Sicht von Kreditgebern und Lieferanten die Zahlungsmoral im Baugewerbe verschlechtert, wobei Debitoren ihre Rechnungen vermehrt mit Verzug beglichen. Im ersten Halbjahr 2023 stieg die durchschnittliche Überfälligkeitszeit von Rechnungen von 15,10 auf 15,49 Tage, was zu längeren Wartezeiten für Kreditgeber in der Bauwirtschaft führte.
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